Er wollte mal Priester werden, stattdessen ist Eugen Block nun Unternehmer. Sein Glaube ist auch ein Statement: Er lässt seine Restaurants segnen und will als Katholik Vorbild für seine Familie und die Hamburger Gesellschaft sein

In der Schule nannten Sie ihn General, Zuhause ist er der Präsident und selber bezeichnet er sich als kontrollierter Machtmensch - Eugen Block lässt keinen Zweifel daran, dass er eine Führungspersönlichkeit ist. Und einer vom alten Schlag: Pflicht- und verantwortungsbewusst, den Traditionen verhaftet. Deswegen geht der Gründer der Block-Restaurants auch jeden Sonntag in die katholische Kirche St. Bernard im Alstertal. Er will damit ein Vorbild sein, gegenüber seinen Kindern, seinen Mitarbeitern und auch der Gesellschaft. Sein Glaube ist ein Statement. Darum lässt er auch alle seine neuen Lokale öffentlich von einem katholischen Geistlichen segnen. "Ich möchte damit ein Zeichen setzen in dieser nicht so christlichen Stadt", sagt er. In Hamburg gibt meistens Hans-Jochen Jaschke den Segen zum Geschäft. Der Weihbischof ist Blocks Freund, aber ist er auch sein geistlicher Begleiter? "Das brauche ich nicht, ich habe keine Fragen zum Glauben an sich. Ich bin mit mir im Reinen", sagt Eugen Block bestimmt. Er würde vermutlich auch nie zugeben, wenn es anders wäre.

Rat suchen, Kontrolle abgeben, das falle ihm grundsätzlich schwer, gibt er zu. Man trifft heutzutage selten einen Menschen wie Eugen Block, der so hart gegen sich selbst, aber auch andere ist. Der Krisen "mannhaft" durchsteht, statt einfach mal Schwäche zu zeigen. Der Widerspruch hasst, sich zu seinem Egoismus und seiner Dickköpfigkeit bekennt und dennoch Demut und die Fähigkeit zum Dienen als seine Stärken nennt - allerdings darin keinen Widerspruch sieht. Und der trotzdem so freimütig und charmant von sich erzählt, Persönliches nicht abwehrt und eine Herzlichkeit verströmt, die einfach nur sympathisch ist.

Und wenn Eugen Block von seiner Kindheit erzählt, dann wird immer klarer, warum er so ist wie er ist. Er ist als eines von fünf Geschwistern im oldenburgschen Harkebrügge aufgewachsen. Pflichterfüllung, Strebsamkeit und Sparsamkeit waren Eigenschaften, die seine frommen Eltern vorlebten. Die hatten als Besitzer einer Gastwirtschaft und eines Lebensmittelladens kaum Zeit für den Nachwuchs. Doch der gemeinsame Kirchgang sonntags musste sein. "Wir wohnten ja direkt gegenüber der Kirche."

Block war Messdiener, begleitete den Pfarrer zu Sterbenden und konnte sich damals durchaus vorstellen, selber Priester zu werden. "Von der Kanzel predigen, Verantwortung tragen, das wäre was für mich gewesen. Meine Mutter hätte das gerne gesehen." Deswegen kam er mit zehn Jahren ins 40 Kilometer entfernte Internat "Jugendburg St. Michael" in Bethen. Dort wurde ihm die Lust aufs Priesteramt allerdings gründlich verdorben. "Wir waren fünf oder sechs Schüler und schliefen anfangs im Pfarrhaus. Wir waren die Ersten beim Aufbau des Internats. Die Zeit dort war schmerzhaft, denn einer der Erzieher war ein echter Sadist." Er machte kein Abitur, sondern die Mittlere Reife. Er wollte nur weg von der Schule.

Block war immer ehrgeizig und erfolgsorientiert. Mit 28 Jahren gründete er sein erstes Restaurant. Etwa zur gleichen Zeit lernte er seine Frau Christa kennen, eine Hamburgerin, evangelisch, aber nicht sehr gläubig. "Das wurde sie erst durch mich. Sie ist zum Katholizismus konvertiert und hat mich damit überrascht", sagt Eugen Block und fügt lächelnd hinzu, dass er sie sonst auch nicht geheiratet hätte. "Ich bin da erzkonservativ. Mischehen finde ich nicht gut." Denn für ihn ist der katholische Glaube der einzig Wahre. Der Ursprung des Christseins. Sein Fundament. Dennoch hat er der die Ehe seiner Tochter mit einem evangelischen Mann toleriert - solange seine Enkel katholisch erzogen werden. Darauf besteht der Patriarch. Er hätte es auch gerne gesehen, wenn einer seiner beiden Söhne Priester geworden wäre. "Das ist doch ein hoher Dienst an der Kirche, am Mitmenschen".

Die Institution sieht er in einigen Punkten allerdings überraschend kritisch. So fände er es gut, wenn die Katholische Kirche den Zölibat aufheben würde. Denn sonst bekomme man langfristig keine guten Priester mehr, sagt er pragmatisch. Auch dem Gebot "der Zweck der Ehe sei ein Kind zu zeugen", mag der 70-Jährige nicht folgen. "Das würde ja bedeuten, dass man in meinem Alter keinen Sex mehr haben darf. Das kann nicht von Gott gewollt sein, das macht doch Spaß und fördert die Verbundenheit der Eheleute." Und um eins darauf zu setzen sagt er auch noch, dass er den Papst somit in Glaubensfragen nicht für unfehlbar halte. "Das ist doch auch nur ein Mensch. Auch wenn ich das jetzt wohl nicht sagen dürfte", meint er augenzwinkernd.

An seinem Glauben selber hat Eugen Block jedoch nie gezweifelt oder Gott gar hinterfragt. "Bei meiner Erziehung? Unmöglich." Doch während er früher vor allem die Rituale der Messe genossen habe, hinten sitzend in der schönen, schlichten Kirche St. Bernard, "lasse ich mir heute durch die Predigt auch ins Gewissen reden". Das gebe ihm Stärke, ein Stück Heimatgefühl und Trost - auch bei Rückschlägen, die es in den vergangenen Jahren mehrfach gab. Neben der geschäftlichen Pleite mit seiner Fluggesellschaft Hamburg Airlines, "das Versagen tat weh", setzte ihm die Entmachtung seines Sohnes Dirk im Unternehmen zu - auch wenn Eugen Block sie selber angeordnet hatte. Dirk musste von der Geschäftsführung in den Aufsichtsrat der Familienfirmen wechseln. Zu eigensinnig waren die Ideen des Juniors, zu groß der Wunsch sich zu entfalten. "Das das ganze öffentlich in den Medien ausgetragen wurde, war für uns alle schlimm, da musste mein Sohn schon dran knabbern." Er auch, denn schließlich hatte er Dirk als Unternehmens-Nachfolger jahrelang aufgebaut. "Doch wir haben es mannhaft durchgestanden", sagt Block.

Da ist er wieder, dieser altmodische Satz, den er auch benutzt, als er von seinem Gehirntumor berichtet, der ihm vor acht Jahren operativ entfernt wurde. Seinen Kindern erzählte er erst nach der OP von seiner Erkrankung. "Eigentlich bin ich kein großer Beter, aber in dieser Zeit habe ich viel mit Gott gesprochen, ich wusste ja nicht, ob ich das überlebe." Dennoch war auch das kein Grund für ihn, beruflich kürzer zu treten.

Wirklich Zeit für sich nimmt er sich eben nur sonntags, in der Kirche. "Das sind meine Momente der Ruhe und der Erholung." Das muss reichen.

Infos zur St. Bernard-Kirche (Poppenbüttel) unter: www.st-bernard-hamburg.de