Ein Rhönrad ist ein Sportgerät und das Turnen damit macht Spaß - wenn man sich reintraut

Ich hänge gerade. An den Kniekehlen. In einem rollenden, circa zwei Meter großen Rad. Angestrengt versuche ich, meine Füße zu strecken und alle in meinem Körper vorhandenen Muskeln anzuspannen. Es klingt nach einem abartigen Folterinstrument. In Wirklichkeit ist es das beste Sportgerät der Welt.

Wenn ich Menschen von meinem Hobby erzähle, ernte ich meist verwirrte Blicke und Fragen. "Rhönrad? Was ist das denn?" Nur wenige können sich erinnern, dieses recht unbekannte Sportgerät schon einmal im Zirkus, auf einem Straßenfest oder im Fernsehen gesehen zu haben.

Ein Rhönrad besteht aus zwei meist hölzernen Reifen mit einer Ummantelung aus Gummi. Diese sind mit sechs metallenen Sprossen verbunden. Rhönräder haben einen Durchmesser von 130 bis 245 Zentimeter.

Obwohl sie groß und eher schlecht zu übersehen sind, kennen meist nur diejenigen, die selber turnen, und deren Bekannte das 1925 erfundene Sportgerät. Aber gerade darin liegt der Reiz.

Für die, die es kennen, wird das Rhönrad zur Leidenschaft. Und für die, die besonders gut sind, gibt es seit 1995 sogar Weltmeisterschaften. Letztes Jahr fanden sie im deutschen Arnsberg statt. Das Privileg, olympische Sportart zu sein, haben die Rhönrad-Turner jedoch noch nicht erlangt.

Es ist ein Sport, der sehr viel Kraft erfordert. Wenn man sehr gut werden will (so wie jene, die auf internationaler Ebene Goldmedaille um Goldmedaille für Deutschland erturnen), muss man auch sehr viel üben und sehr ehrgeizig sein. "Beine anspannen!" oder "Finger gerade und zusammen!" sind nur die geringsten Ansprüche.

Wenn man schon eine Weile turnt, werden langsam die Hände von den Griffen gelöst, die Füße aus den Bindungen gezogen. Schnell sitzt man da mal auf dem Rad, springt darin herum, macht Spagat oder eine Rolle.

Es entsteht etwas Anmutiges, Elegantes und sehr Kraftforderndes. Doch auch wenn es anstrengend ist, Spaß macht es immer: Es macht Spaß, zu lernen, wie man eine Hockrolle, einen Freiflug mit Bücke oder einen Aussprung turnt. Es macht Spaß, den Weltmeistern bei ihrem Tun zuzusehen und sie zu bewundern, davon zu träumen, auch einmal ihre Fähigkeiten zu haben. Und es macht Spaß, den verdutztenUnwissenden ein Rhönrad mal richtig zu erklären.