Seit ihrem zehnten Lebensjahr muss Lisa Insulin spritzen

"Brauchen Sie noch Zucker?" -"Nein danke, davon habe ich schon genug." Nicht jeder kann diese Anspielung verstehen. Ich aber schon, denn ich habe genug "Zucker" in mir: Seit meinem zehnten Lebensjahr lebe ich mit derAutoimmunerkrankung Diabetes. Meine Bauchspeicheldrüse hat vor fünf Jahren ihren Geist aufgegeben. Seitdem ist mein Lebensretter das Insulin und die Insulinpumpe mein ständiger Begleiter. Einen Alltag zu führen wie die meisten Jugendlichen ist mir so nicht möglich, denn einfache Verrichtungen wie Sport und Essen sind nicht selbstverständlich. In der Schule behindert der Diabetes das Lernen und meine Aufmerksamkeit: Wenn der Blutzucker sinkt, erscheinen die ersten Symptome. Es beginnt mit Kopfschmerzen, einem Schwindelgefühl und Zittern. Unter diesen Umständen ist es natürlich schwer möglich, dem Unterrichtzu folgen.

Ich esse dann sofort Traubenzucker, aber die Konzentration kehrt erst nach mindestens einer halben Stunde zurück; während dieser Zeit sitze ich nur "unbrauchbar" auf meinem Platz. Wie soll ich das den Lehrern beibringen? Es ist für mich zu einer Aufgabe geworden, jedem neuen Lehrer am Anfang des Schuljahres zu erklären, dass ich Diabetikerin bin.

Manchmal habe ich den Eindruck, als könnten sich nicht viele Lehrer daran erinnern. Wenn zum Beispiel meine Insulinpumpe während des Unterrichts piept, werde ich sofort gefragt, was das für ein Geräusch sei, ob ich das blöde Handy nicht gefälligst ausschalten könne. Mit hochrotem Kopf muss ich dann vor der ganzen Klasse sagen: "Es tut mir leid, aber das war meine Pumpe. Dafür kann ich nichts."

Ein Schlüsselerlebnis hatte ich in der sechsten Klasse: Mein Blutzucker war zu tief, deshalb aß ich im Unterricht mein Schulbrot. Der Lehrer sagte ganz laut: "Lisa glaubt auch, dass ich nicht mitbekomme, wie sie heimlich ihr Brötchen mampft." Natürlich sind nicht alle Lehrer so. Eine Lehrerin bot mir sogar einen Bissen von ihrem Brötchen an.

Letztendlich werde ich aber mit meiner Krankheit nicht alleingelassen. Zwar ist es in der Schule nicht immer leicht, aber meine Familie und Freunde stehen mir immer bei und unterstützen mich. Mein Wunsch ist es, trotz der Krankheit ein unbeschwertes Leben zu führen - zuckersüß bin ich ja bereits ...