Eiskunstlauf ist Leidenschaft pur. Da kann man allen Alltagsstress hinter sich lassen

Seit zehn Jahren bin ich Eiskunstläuferin. Es ist mehr als ein Hobby, dennoch werde ich sicher nicht Berufseisläufer, aber ich trainiere mehrmals in der Woche und nehme an nationalen und internationalen Wettkämpfen teil. In Hamburg ist Eiskunstlaufen eine eher ausgefallene Sportart. Angefangen habe ich, als meine Mutter mich und meine Schwester zum Training mitgenommen hat. Doch nach einem Sturz auf den Allerwertesten fand ich es schrecklich und habe nach der dritten Stunde wieder aufgehört, allerdings war ich auch erst fünf Jahre alt. Aus anfänglicher Ablehnung ist heute Leidenschaft geworden. Ein Leben ohne Eiskunstlaufen kann und will ich mir nicht mehr vorstellen. Sobald ich in die Eishalle trete, mich der typische Geruch und die kalte Luft umfängt, steigen Kräfte in mir auf. Wenn ich dann meine ersten Runden auf Kufen drehe, ist es, als könnte ich fliegen. In der Zeit auf dem Eis kann ich einfach alles andere vergessen und mich nur auf mich und meine Leistung konzentrieren. Die Musik, die enorme Anstrengung, ja sogar das Gebrüll der Trainer wirken auf mich wie Meditation.

Gerade jetzt, wo es für mich auf die Oberstufe zugeht, der Schulstress also zunimmt, ist es mir wichtig, den Kopf einfach mal frei zu haben. Das gelingt mir beim Eiskunstlaufen.

Ein gewisses Verletzungsrisiko gibt es beim Eiskunstlaufen, aber ich habe noch nie etwas Schlimmeres als Schürfwunden, Prellungen und Blutergüsse davongetragen. Erst im Leistungsbereich von Weltmeistern, wird es bedenklicher. Hier nimmt der Verschleiß zu, und mögliche Langzeitschäden sind da nicht auszuschließen, etwa wie beim Ballett, Kunstturnen oder bei Rhythmischer Sportgymnastik.

Abgesehen von dem Spaß und der Freude, die mir das Eislaufen bringen, gibt es noch einen anderen Nutzen. Ich habe gelernt, mit Kritik umzugehen. Die Trainer sind manchmal hart und unerbittlich, sie wollen das Beste aus einem herausholen. Lob wird sparsam dosiert. Nach einem Sturz beispielsweise heißt es: aufstehen, Zähne zusammenbeißen, weitermachen - nein, besser machen!

Sich durch Rückschläge oder Niederlagen nicht entmutigen zu lassen, das ist wohl die große Lehre, die man aus Leistungssport ziehen kann. Auch der gesamte Prozess, eine Kür aufzubauen, die Musik auszuwählen, ein passendes Kleid zu gestalten, sich die Pirouetten und Sprünge zu erarbeiten, an dem Ausdruck zu feilen, ist lehrreich.

Alles baut aufeinander auf, vieles geht nicht "von heute auf morgen", es braucht eine Zeit der Entwicklung. Ein kreativer Prozess, an dem mehrere Personen beteiligt sind. Für mich gibt es keine schönere Sportart, die Kraft und Tanz vereinigt. Und wenn mich jemand fragt, Leistungsport ja oder nein, kann ich nur ausdrücklich sagen: Ja! Denn nichts fühlt sich besser an, als auf einem Wettkampf das zu zeigen, wofür man die gesamte Saison trainiert hat. Egal, auf welchem Platz man landet.