Der Bosnien-Krieg brachte die Eltern vor 20 Jahren nach Deutschland

Stellen Sie sich vor, Sie müssen alles aufgeben, Ihr Land, Ihre Freunde, einen Teil Ihrer Familie, all die Menschen, die Sie Ihr Leben lang kennen. Und Sie müssten jetzt in einem Land leben, wo Ihnen alles fremd vorkommt und kalt erscheint. In einer Einzimmerwohnung, in einem Wohnblock mit vielen fremden Menschen. Es ist ein Zustand, bei dem man nur noch ins Heimatland möchte, in das es nicht mehr zurückgeht, weil alles vom Krieg zerstört ist und es dort nicht mehr möglich ist, normal zu leben.

Das erlebten meine Eltern im Jahre 1992, als sie nach Deutschland geflüchtet sind, weil in Bosnien Krieg war. Sie lebten in einem Zimmer mit meinen Großeltern. Das Haus in Bosnien wurde komplett zerstört. Sie brachten nach Deutschland nur paar Kleiderstücke, Papiere und Geld mit, in der Hoffnung, noch einmal zurückzukehren.

Am Anfang wurde ihnen die Stadt gezeigt, doch dann begann das reale Leben. Jeden Tag mussten sie schwer arbeiten, damit sie sich eine Wohnung leisten konnten und um für ihre Kinder sorgen zu können. Meist wurde ihnen Arbeit wie Putzen zugeteilt oder sie arbeiteten in der Kantine. Doch meine Eltern haben alles auf sich genommen.

1993 kam mein großer Bruder auf die Welt und meine Eltern kauften sich ein Wohnmobil, um meine Großeltern nicht zu belasten. 1996 wurde ich geboren, da hatten meine Eltern eine Einzimmerwohnung. 1999 kam meine kleine Schwester. Mein Vater ging arbeiten, sodass sich meine Mutter um uns sorgen konnte. Als wir dann größer wurden, suchten sich meine Eltern eine größere Wohnung.

Meine Eltern taten alles, um uns eine bessere Kindheit zu schenken, als sie selbst hatten, denn in Bosnien gab es kein Spielzeug, keine Süßigkeiten oder schöne Klamotten.

Wir waren glücklich, bis sich meine Eltern 2003 scheiden ließen wegen der Religion meiner Mutter. Mein Bruder und ich entschieden uns auch, als wir älter wurden, zu meinem Vater zu ziehen. Sodass wir leben können, wie wir wollen. Mit meiner Mutter habe ich noch Kontakt.

Ich bin stolz auf meine Eltern, dass sie ihr Heimatland und all das, was sie lieben, verlassen haben, um ihren Kindern später was Besseres zu bieten. Denn manchmal muss man das, was man liebt, verlassen, um besser zu leben, obwohl man selber dran zerbricht.