Unsere Klasse stand etwas hilflos im Hintereingang der Laeiszhalle, ohne zu wissen, ob sie hier richtig ist oder nicht. Auf Einladung der Haspa Hamburg Stiftung sollten wir uns im kleinen Saal ein Free-Jazz-Konzert anhören. Ich war auf ein lässiges Jazz-Konzert gespannt, weil ich mir nicht wirklich etwas unter Free Jazz vorstellen konnte.

Dann begann das Trio, bestehend aus Joachim Kühn, Majid Bekkas und Ramon Lopez, zu spielen. Joachim Kühn, 67, spielt Piano und Saxofon. Er ist einer der wenigen Jazz-Weltstars aus Deutschland und hat schon mit Musikgrößen wie Michel Portal oder Archie Shepp gearbeitet. Er floh Anfang der 60er aus der DDR, kam 1966 nach Hamburg und ging danach nach New York. Er hat den Free Jazz mit erfunden. Majid Bekkas singt, spielt die Guembri und Oud, beides afrikanische Instrumente. Er ist eine zentrale Figur in der marokkanischen Musikszene. Ramon Lopez spielt Schlagzeug und Percussions. Der Spanier lebt in Paris.

Ihre Musik ist im Grunde Weltmusik, eine Mischung aus traditioneller afrikanischer Musik und amerikanischem Jazz. Ihre Musik war überraschend. Und am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, da man darauf einfach nicht gefasst war. Der Beginn war so plötzlich, dass es etwas überwältigend war. Es wirkte erst etwas durcheinander, weil jeder so unglaublich schnell und laut auf seinem Instrument spielte. Ich, die ich selber auch Klavier spiele, war natürlich am meisten auf Joachim Kühn gespannt und er hat mich nicht enttäuscht, nur überrascht. Jemanden mit so einer Schnelligkeit, aber dabei auch Leichtigkeit spielen zu sehen, ist wirklich faszinierend. Nach der ersten Viertelstunde habe ich mich dann aber doch in diese mir zuvor so unbekannte Musikrichtung eingefühlt. Mir gefiel am besten der Kontrast zwischen den klassischen Elementen des Klaviers und des Schlagzeugs und dann den mir so fremden Klängen der Guembri. Spätestens als Majid Bekkas anfing zu singen, gefiel mir das Trio. Seine Stimme war warm und regte zum Träumen an. Ich war erstaunt, dass sie es so abwechslungsreich schafften zu improvisieren und ein zweistündiges Konzert auf die Beine stellten, denn für mich ist die Improvisation das Schwierigste und gleichzeitig Faszinierendste am Musizieren.