Doppelbelastung, immer unter Strom. Ein Burn-out war die Diagnose des Arztes

In den Medien häufen sich die Meldungen, dass immer mehr Menschen an einem Burn-out erkranken. Für die Betroffenen ist es bis zur Genesung oft ein langer Weg. Ich, 20, habe es hautnah miterlebt: Meine Mutter, 57, ist vor etwa eineinhalb Jahren zusammengebrochen. Sie ist morgens aus kurzem Schlaf aufgewacht und nichts ging mehr. Sie war kreidebleich und hat am ganzen Körper gezittert. Als sie da im Sessel saß, war sie nur noch ein Häufchen Elend. Angekündigt hatte sich der Zusammenbruch wohl schon eher. Meine Mutter erzählte manchmal, dass sie nicht mehr richtig schlafen kann und sich völlig erschöpft fühlt. Heute weiß ich, dass meine Mutter völlig am Ende war. Sie musste noch am gleichen Tag zum Arzt, der ein Burn-out mit einer tiefen Depression diagnostizierte.

Sie hatte seit ihrem zehnten Lebensjahr viel in ihrer Familie helfen müssen, und nach dem Ende ihrer Ehe war sie als Vollzeit berufstätige, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern ständig einer Doppelbelastung ausgesetzt. Sie wollte es immer allen recht machen, und wir Kinder haben alles für selbstverständlich hingenommen. Aber als es unserer Mutter dann so richtig schlecht ging, haben wir schon einen ganz schönen Schrecken bekommen. Sie weinte viel, wurde immer dünner.

Mein Bruder, 26, und ich haben uns große Sorgen gemacht. Wir waren es nicht gewohnt, dass sie so hilflos war und nicht mehr die Powerfrau, die alles managt. Die für alles eine Lösung fand und für uns ihr letztes Hemd gab.

Fast ein Jahr hat sie gebraucht, um aus diesem Tief wieder herauszukommen. Ich bin in dieser Zeit ein ganzes Stück erwachsener geworden. Heute ist es uns sehr wohl bewusst, was unsere Mutter alles geleistet hat und was wir an ihr haben. Heute passen wir auf sie auf und achten darauf, dass es ihr gutgeht.