Das Behnhaus/Drägerhaus widmet Anders Zorn eine Retrospektive

"So, wie die französischen Impressionisten Licht und Luft in Malerei verwandelt haben, ist Anders Zorn das mit Wasser gelungen", sagt Dr. Anna-Carola Krausse, die Kuratorin der Anders-Zorn-Retrospektive, aktuell zu sehen im Behnhaus/Drägerhaus. Tatsächlich ist es frappierend, wie es diesem Maler gelang, Wasser darzustellen, von der stillen Fläche schwedischer Seen über die gekräuselten Wellen der Ostsee bis zur Brandung der Nordsee.

Aber auch sonst verblüfft Zorn mit einer handwerklichen Meisterschaft und der Sicherheit seiner nur scheinbar flüchtig hingeworfenen, in Wahrheit jedoch genau kalkulierten Kompositionen. Kein Wunder, dass der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Maler eine exorbitante Karriere machte, nicht allein in Skandinavien, sondern auch in Europa und den USA.

Zorns Begabung wurde früh erkannt, er galt als Naturtalent. Das Studium in Stockholm brach er ohne Abschluss ab, sorgte aber früh für Furore. Zunächst malte er vor allem Aquarelle und erlangte hier eine enorme Meisterschaft. Er reiste durch Europa und den Orient, lebte zwei Jahre in Paris und hielt sich allein fünfmal in den USA auf. International erfolgreich war er ganz besonders mit seinen ausgefeilten Porträts. Insgesamt schuf er 550 Bildnisse, sogar amerikanische Präsidenten saßen ihm Modell. Doch während sein Ruhm in Schweden ungebrochen blieb, geriet Zorn in Westeuropa später teilweise in Vergessenheit. Zu unzeitgemäß schien seine vom Impressionismus geprägte Kunst in einer Zeit, in der die Expressionisten mit ihrer völlig anderen Auffassung Erfolge feierten. Dafür bietet die Lübecker Ausstellung jetzt die Chance, einen der bedeutendsten Künstler Skandinaviens mit meisterhaften Werken neu zu entdecken, die bereits Anfang des 20. Jahrhunderts auch in Deutschland völlig zu Recht hoch geschätzt wurden.

Der schwedische Impressionist Anders Zorn, bis 15.4., Behnhaus/Drägerhaus Lübeck, Königstraße 9, Di-So 10.00-18.00