Seit 50 Jahren engagiert sich das Ernst Barlach Haus im Dialog der Künste

Runde Geburtstage gilt es gebührend zu feiern. Auf inzwischen 50 Jahre können die Gründer des Ernst Barlach Hauses zurückblicken. Das Motto "Kunst, die mich angeht" ist im Jubiläumsjahr Konzept. Der Unternehmer Hermann F. Reemtsma hatte sich seinerzeit früh für den Bildhauer Ernst Barlach eingesetzt. Vor allem in der Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung nach 1930.

Nach Barlachs Tod 1938 trug er das Werk in seiner Breite zusammen. "Weniger allerdings aus einer glühenden Liebe zu Barlachs Kunst", erzählt Museumsleiter Dr. Karsten Müller. "Das Widerborstige, Engagierte in ihr hat ihn angestachelt." Die Eröffnung am 27. Oktober 1962 erlebte er nicht mehr. Sein Sohn Hermann-Hinrich Reemtsma übernahm den Vorsitz der Stiftung. Müllers Anliegen ist es, im Geiste des Museumsgründers Kunst zu präsentieren, "die uns alle angeht, die neu zu entdecken ist, die Haltungen auf den Punkt bringt." Das Haus setzt wenig auf große Namen, und wenn doch, dann auf bislang eher unterbelichtete Facetten. Kontrastiert wird die Sammlung einmal im Jahr mit markanten Positionen der zeitgenössischen Bildhauerei.

Für Ersteres steht die laufende Ausstellung "Emil Nolde. Puppen, Masken und Idole". Zu sehen sind nicht die vertrauten Klatschmohnbilder des klassisch-modernen Künstlers, sondern die Stillleben, die der norddeutsche Südseereisende in einem bewusst globalen Kontext malte. Nach 1910 begann Nolde (1867-1956) eine umfassende Figuren-, Puppen- und Maskensammlung anzulegen. Von chinesischen Bronzetieren über Schattenspielfiguren aus Java bis zu deutschen Barockmadonnen.

Aus den Objekten entwickelte er leuchtende, feinsinnige Stillleben. Da steht in "Kuh und japanische Tänzerin" (1913) die norddeutsche Milchkuh neben einer Tanzfigur. Die Schau umfasst 35 Gemälde, ergänzt um 135 Zeichnungen, Objekte, Masken und Textilien.

Am 10. Juni folgt als weiterer Jubiläums-Höhepunkt mit "Against the grain" eine Schau des britischen Star-Plastikers Tony Cragg (siehe unten). Im Herbst widmet sich das Haus einem modernen Klassiker aus der Gründungszeit des Museums. Emil Schumacher (1912-1999), der vor allem mit seiner informellen Phase in den späten 1950er- und 1960er-Jahren markante Positionen in der deutschen Malerei vertrat, hätte ebenfalls einen runden Geburtstag begangen. Die Schau "Farben sind Feste für die Augen. Emil Schumacher zum 100." wird ab dem 14. Oktober die Feierlichkeiten fortsetzen.

Emil Nolde. Puppen, Masken und Idole Bis 28.5., Ernst Barlach Haus, Baron-Voght-Straße 50a, erweiterte Nolde-Öffnungszeiten Di-So 11.00-18.00, Fr/Sa 11.00-21.00, Katalog 26,80 Euro