Die Beziehung zwischen Ferdinand Hodler und Cuno Amiet ist jetzt Thema im Bucerius Kunst Forum

Freundschaften unter Künstlern bieten die Chance gegenseitiger Anregung, sind oft aber zugleich durch Missverständnisse gefährdet. Für die beiden Schweizer Maler Ferdinand Hodler und Cuno Amiet hat beides gegolten. Nach anfänglicher enger Freundschaft kam es zu einem jahrelangen Zerwürfnis, das erst kurz vor Hodlers Tod überwunden werden konnte. Doch die Anregung und Beeinflussung zwischen dem sehr etablierten Holder und dem heute weit weniger bekannten Amiet blieb auch in Zeiten der persönlichen Entfremdung intensiv. Das belegt die aktuelle Ausstellung, die das Bucerius Kunst Forum unter dem Titel "Eine Künstlerfreundschaft zwischen Jugendstil und Moderne" zeigt.

Die Werke stammen zu einem großen Teil aus dem Kunstmuseum Solothurn, das über den umfangreichsten Amiet-Bestand verfügt, sowie aus weiteren Schweizer Museen und aus privaten Sammlungen.

Präsentiert werden die beiden Künstler auf Augenhöhe, die Schau ist so konzipiert, dass sich die jeweils eigene Prägung ebenso erkennen lässt wie die gegenseitige Anregung: Hodler wurde stark durch die Kunst des späten 19. Jahrhunderts geprägt. Sowohl in seinen Landschaften als auch in den Figurenbildern setzte er auf Symmetrie und formale Stilisierung, was er selbst als "Parallelismus" bezeichnete. Für Cuno Amiet spielte dagegen Farbe eine viel größere Rolle. Mit seinem Hang zum Dekorativen gehörte er in den Umkreis des Jugendstils, doch in der Konsequenz, mit der er die Wirkung von Flächigkeit und leuchtenden Farben auslotete, erscheint er später als Fauvist.

Bereits 1892 war er nach Pont-Aven in die Bretagne gereist, wo Paul Gauguin gewirkt hatte und viele junge Künstler lebten. Hier kam er mit Werk und Arbeitsweise von Gauguin, Cézanne und van Gogh in Berührung und erlernte einen temperamentvollen Umgang mit der Farbe und neue Techniken wie den Pointillismus. Dass er zu Beginn des 20. Jahrhunderts neue Wege beschritt, blieb nicht verborgen. So schrieb ihm Erich Heckel in einem Brief, dass die Maler der "Brücke" sich ihm wesensverwandt fühlten und ihn zur Mitgliedschaft aufforderten - eine Einladung, der Amiet gern nachkam.

Ferdinand Hodler und Cuno Amiet kannten sich seit 1893. Wie stark die gegenseitige Beeinflussung war, zeigt sich besonders eindrücklich anhand der beiden Werkgruppen "Frühling" von Hodler und "Die gelben Mädchen" von Amiet, die im Zentrum der Ausstellung stehen.

Ferdinand Hodler und Cuno Amiet. Eine Künstlerfreundschaft zwischen Jugendstil und Moderne Bis 1.5., Bucerius Kunst Forum, Rathausmarkt 2, tgl. 11.00-19.00, Do 11.00-21.00