Die Sammlung Moderne wird nach jahrelanger Renovierung wiedereröffnet

Seit zwei Jahren bewegen sich die Besucher des Museums für Kunst und Gewerbe auf einer Baustelle. Damit ist es bald vorbei. Als erste Abteilung ist ab dem 18. Februar die Sammlung Moderne in einer völlig neuen Gestaltung zu sehen. Später folgen die Sammlungen Antike, Renaissance und Design, die legendäre "Spiegel"-Kantine und die Drei Weltreligionen.

Kuratorin Dr. Claudia Banz hat sieben verschiedene "Denkräume" zu bestimmten Facetten der Kunst- und Design-Geschichten des Historismus und der ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts gestaltet. Der Historismus war eine janusköpfige Epoche, die einerseits den Stilpluralismus förderte und rückwärtsgewandt von der Neogotik bis zum Klassizismus alte Stile entstaubte und aufwertete und gleichzeitig auf den industriellen Fortschritt antwortete, indem sie neue Techniken und Materialien für neue Produkte entwickelte.

Ein Denkraum ist allein dem Architekten, Maler und Industriedesigner Peter Behrens gewidmet. "Wir wollen zeigen, dass Künstler am Beginn des 20. Jahrhunderts universell gedacht und gearbeitet haben", sagt Claudia Banz. "Eine Trennung zwischen bildender Kunst, Architektur und angewandter Kunst hat es nicht gegeben."

Behrens' Werk wird in ausgewählten Objekten und Möbeln vorgestellt. Er wirkte zu einer Zeit, in der sich die Wege zwischen dem historisch gedachten Jugendstil und dem Aufbruch in die Moderne mit einem neuartigen Industriedesign verzweigten. Für das Bürgertum hat er neoklassizistische Interieurs angefertigt und parallel als Erfinder des Corporate Designs für die Firma AEG vom Briefbogen bis zum Teekessel eine einheitliche Gestaltung geschaffen.

Ein weiterer Denkraum ist dem Neuen Wohnen gewidmet, das sozialreformerisch danach fragte, was der "Neue Mensch" benötige. Hier sind zwei spektakuläre Neuankäufe zu bewundern, eine Frankfurter Küche und Möbel von Marcel Breuer, dem maßgeblichen Möbel-Gestalter am Bauhaus. Das Design hat sich heute längst in den Alltag eingeschrieben, damals lehnten die meisten Menschen es jedoch ab.

Im Kontrast zum Neuen Wohnen verweist ein weiterer Denkraum auf das Art déco mit seiner dezidierten Abkehr vom Minimalistisch-Kühlen. Anstelle eines demokratischen Ansatzes mit seinem eher auf Modernität und Funktionalität gerichteten Fokus steht hier Luxus im Vordergrund. Möbel, die dank exotischer Materialien Macht und Repräsentation verdeutlichten.

"Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg waren auch die Zeit, in der man über neue gesellschaftliche Ordnungen nachgedacht hat. Das lief über die Abstraktion", erzählt Banz. Entsprechend ist auch die Abstraktion Moderne mit einem eigenen Denkraum vertreten, unter anderem findet sich dort ein seltenes Möbelensemble des Pariser De- Stijl-Anhängers Felix del Marle.

Auch Werke der Bildenden Kunst, etwa des Malers Wassily Kandinsky werden zu sehen sein. "Wir wollen den Geist der Abstraktion, wie er sich von der Malerei in Architektur und Möbelkunst bis zu den Dekoren auf der Keramik fortgesetzt hat, beleuchten", so Claudia Banz. Die Sammlung verdeutlicht, wie sich etwa aus einem opulenten Polstersessel der aufs Wesentliche konzentrierte Stuhl von Gerrit Rietveld entwickelt. Ein Schachspiel des Bauhaus illustriert, wie die Figuren auf ihre Grundelemente reduziert wurden, ein Prinzip, das sich durch die Gestaltung zieht.

Zum Thema "Expressionismus und Tanz" greifen verschiedene Medien ineinander. Exponate, wie etwa die Tanzfigurine "Maskenfigur Tobbogan" des Hamburger Künstlerduos Lavinia Schulz und Walter Holdt, wird eingebettet in zeitgenössische Tanzfilme.

Ein Raum widmet sich der Kunstfotografie. Hier hat das Museum eine herausragende Sammlung von rund 100 000 Werken vorzuweisen, die von der Sachfotografie bis zur freien Kunstfotografie reichen und die Entwicklung des Mediums von der Daguerreotypie bis zu aktuellen Spielarten der Digitalfotografie reflektieren. Ein weiterer Denkraum ist schließlich den Weltausstellungen gewidmet. "Die Weltausstellungen haben die Gründung der Kunstgewerbemuseen europaweit gefördert", erklärt Banz. Nachdem im Zuge der Industrialisierung die Qualität der Gestaltung zunehmend verfallen war, wurden die Museen als Vorbildersammlungen geschaffen, um den guten Geschmack zu bilden und zu schulen."

Neueröffnung Sammlung Moderne Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, Di-So 11.00-18.00, Do 11.00-21.00