Dem Modegenie Alexander McQueen huldigt eine feine, kleine Schau

Mode ist eine Kunstgattung. Selten zeigte sich das deutlicher als im Werk des Modeschöpfers Lee Alexander McQueen (1969-2010). Er übertrug sakrale Motive etwa des Heiligen Gereon, die er einem Altarbild des Kölner Doms entlieh, um einem Cocktailkleid aus asymmetrisch geschnittener Seide einen individuellen Charakter zu verleihen. Er bannte stilisierte goldfarbene Löwen auf ein rotes Jackencape. Abgeschaut von einem Krönungsmantel Rogers II. aus dem Sizilien des 12. Jahrhunderts.

Auf seinen Kostümen huldigte er der Ikonografie aus Kunstgeschichte und Architektur und fertigte daraus Kleidungshybride von faszinierender Extravaganz. Dreißig von ihnen sind noch bis zum 6. Mai im Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen. Angelika Riley, Kuratorin der Abteilung Mode und Textil, hat Exponate aus den mehr als zehn Schaffensjahren des Star-Designers zusammengetragen. 2010 nahm er sich am Tag vor dem Begräbnis seiner geliebten Mutter das Leben. Ohne Frage wäre die Karriere des Londoners sicher glänzend weitergegangen.

Nach dem Modestudium am Central St. Martin's College of Art arbeitete er zunächst für Designer wie Koji Tatsuno oder Romeo Gigli. 1992 lancierte er seine erste eigene Kollektion. Später war er außerdem Chefdesigner des französischen Modehauses Givenchy. Mehrfach wurde er zum British Designer of the Year ernannt.

Alexander McQueen nutzte mittelalterliche Heiligenbilder genauso wie Motive aus der Jugendbewegung des Techno oder von Industriedenkmälern als Inspirationsquell. Für seine raffinierten Entwürfe verehrten ihn Stars mit Hang zum Ausgefallenen wie Madonna, Lady Gaga oder David Bowie. Heute gilt er als einer der bedeutendsten britischen Modeschöpfer.

Gleich drei der gezeigten Gewänder, die von der Auseinandersetzung des Meisters mit dem Jenseits erzählen, konnte das Museum für Kunst und Gewerbe für die eigene Sammlung ankaufen. Sie zählen zur 16 Stücke umfassenden, unvollendet gebliebenen Kollektion des Designers, die im Februar 2010 in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. "Angels and Demons" nannte er selbst sie. Am Ende hatte er die Herrschaft über seine eigenen Dämonen verloren.

Alexander McQueen. Inspirations bis 6.5., Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, Di-So 11.00-18.00, Do 11.00-21.00