Mit der Ausstellung New York Photography knüpft das Bucerius Kunst Forum an seine Amerika-Trilogie an

Es ist vor allem die enorme Dynamik, die Fotografen aus aller Welt seit jeher an New York fasziniert hat. Schon Ende des 19. Jahrhunderts dokumentierten "Lichtbildner" das unaufhörliche Wachsen der amerikanischen Metropole. Sie fotografierten Baugerüste, aus denen Wolkenkratzer himmelwärts wuchsen, und Hochhäuser, zwischen denen enge Straßenschluchten verliefen. Sie lichteten palastartige Bahnhöfe und riesige Hafenanlagen, Fabriken und Parks, Schiffe an den Kais und Automobile auf den Avenuen ab.

Und immer wieder auch Menschen aus aller Welt, die in diesem gigantischen urbanen Schmelztiegel heimisch geworden waren. Aber es waren nicht nur die spektakulären Motive, die New York für das neue Medium so attraktiv machten, hier entwickelte sich auch eine Szene, die für die Entwicklung der Fotografie enorm wichtig werden sollte. "New York Photography 1880-1950" heißt eine Schau, mit der das Bucerius Kunst Forum an eine erfolgreiche dreiteilige Ausstellungsfolge anknüpft, in der die amerikanische Malerei von Mitte des 19. bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts nachgezeichnet wurde. Auch diesmal ist der Bogen weit gespannt. Er reicht von den Werken der Piktoralisten Alfred Stieglitz und Edward Steichen bis zu den Fotografien des 1976 in Paris gestorbenen Man Ray.

Mit Leihgaben aus deutschen und amerikanischen Sammlungen dokumentiert die Ausstellung den rasanten Wandel der Stadt und zugleich die besonders prägnante Entwicklung der Fotografie. "New York lieferte damals der Fotografie nicht nur Motive, die bis heute abgelichtet werden - New York hat auch mehr als jede andere Stadt dafür getan, das Medium in die Kunstszene einzubringen und als Kunstform zu etablieren", schreibt Ortrud Westheider, die Leiterin des Bucerius Kunst Forums, im Katalog.

An den Vintage-Prints der Piktoralisten ist noch die Bildauffassung des Impressionismus zu erkennen, während spätere Fotografen entweder den Alltag widerspiegelten oder grafische Bildstrukturen fanden, die bereits abstrakt wirkten. Fotografen wie Lewis Hine beobachteten im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts mit sozialkritischem Blick Einwanderer und Not leidende Kinder. Dagegen schuf Man Ray dadaistische Bildwelten. Faszinierend sind die atmosphärischen und manchmal auch schockierenden großstädtischen Alltagsbilder von Fotografen wie Weegee oder Berenice Abbott.

New York Photography 1890-1950. Von Stieglitz bis Man Ray 17.5. bis 2.9., Bucerius Kunst Forum, tgl. 11.00-19.00, Do 11.00-21.00