Zum vierten Mal stellten sich Hamburger Unternehmen einem Wettbewerb, der Personalarbeit, Führung und Perspektiven in den Fokus rückt

Welche Eigenschaften zeichnen einen attraktiven Arbeitgeber aus? Welche Hamburger Unternehmen treten durch ihre gute Personalarbeit und Mitarbeiterführung hervor? Aber vor allem, wer sind aus der Sicht der Beschäftigten die besten Firmen der Hansestadt? 78 Unternehmen stellten sich in dem Wettbewerb "Hamburgs beste Arbeitgeber" einer wissenschaftlich begleiteten Untersuchung und Bewertung. Am vergangenen Donnerstagabend konnten die Sieger im Albrecht-Schäfer-Saal der Handelskammer bei der Preisverleihung die Trophäen entgegennehmen.

Den Spitzenplatz erreicht 2012 die HEK - Hanseatische Krankenkasse. Damit konnte sich das Unternehmen, das im Vorjahr noch auf dem siebten Rang lag, deutlich steigern. Zudem erhielt die HEK den Branchen-Sonderpreis in der Kategorie Gesundheitswirtschaft. Den zweiten Platz belegt wie im Vorjahr Vestey Foods Germany, das außerdem den Sonderpreis für Unternehmenskultur gewann. Den dritten Rang erreichte Debütant Kieser Training Hamburg Altona. Das Unternehmen gelangte damit auf Anhieb in das Spitzentrio und erhielt zudem den Sonderpreis für hervorragende Ausbildung.

Die besten Unternehmen des Wettbewerbs erhielten von der Jury unter der Leitung von Prof. Werner Sarges von der Helmut-Schmidt-Universität fünf Sterne. Diese stehen für hervorragende Personalarbeit, Unternehmenskultur und fachliche Qualität. Insgesamt wurden zehn Firmen mit fünf Sternen ausgezeichnet. Darunter ist auf dem vierten Rang Iteratec, das zugleich in der Branche IT-Unternehmen mit einem Sonderpreis bedacht wurde. Budnikowsky, im Vorjahr auf dem zehnten Platz, folgt auf Rang fünf und erhielt zudem den Sonderpreis Einzelhandel. Als Newcomer im Wettbewerb kam die Deutsche Post, Niederlassung Brief Hamburg Zentrum, auf Anhieb auf den sechsten Rang und wurde zugleich mit dem Sonderpreis Logistik geehrt. Nielsen + Partner Unternehmensberater folgt auf dem siebten Rang und erhielt den Sonderpreis Beratung. Die Ränge acht bis zehn belegen Taures Gesellschaft für Investmentberatung, Springer Bio-Backwerk und DS-Media Team.

"Gemeinsam ist den Fünf-Sterne-Preisträgern eine hohe Kundenorientierung, ein hoher Qualitätsanspruch sowie eine partnerschaftliche Unternehmenskultur. Das bedeutet, jeder Mitarbeiter ist gleich wichtig für den Erfolg", sagte Professor Sarges.

Hamburg sei eine Metropole der Dynamik und für Unternehmen ein attraktiver Standort, sagte Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer, erstmals Schirmherr der Veranstaltung. Zwar müsse jedes neunte Unternehmen seinen Personalbestand im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich reduzieren, doch plane etwa jede fünfte Firma, die Mitarbeiterzahl in diesem Jahr zu erhöhen. "Der Wettbewerb ,Hamburgs beste Arbeitgeber' ermöglicht es Hamburger Unternehmen, sich als hervorragende Arbeitgeber zu präsentieren und somit vorhandenen Fachkräfte zu halten und neue zu gewinnen."

"Wir spüren im Wettbewerb, dass die Suche nach Mitarbeitern für die Unternehmen in der Region immer wichtiger wird", sagte Jörg Forthmann, Geschäftsführer der den Wettbewerb organisierenden Agentur Faktenkontor. Der Wettbewerb habe mit den zehn Fünf-Sterne-Auszeichnungen gezeigt, dass viele Firmen über eine außerordentlich hohe Arbeitgeberqualität verfügen. "Die Trophäe und das Siegel dienen den Firmen als Instrument für ihr regionales Arbeitgebermarketing", sagte Forthmann. Wichtiger jedoch als der Marketing-Effekt in der Außenwirkung sei es, die Firmen dazu zu bringen, sich weiter zu verbessern. Dazu diene der Benchmark-Report (Berichtsband), den jedes teilnehmende Unternehmen erhalte. Diesen gelte es zu studieren, um Stärken zu verstärken und Schwächen abzubauen. "Wir wollen den Ehrgeiz der Unternehmen stimulieren, Maßnahmen zu ergreifen, um noch besser zu werden", sagte Sarges. So gehe es bei Transparenz um sicht- und nachvollziehbare Entscheidungswege. Dem Mitarbeiter muss klar sein, was er zum Firmenerfolg beiträgt. Er muss die Ziele der Geschäftsführung ebenso wie diese kennen.

Die teilnehmenden Firmen auf den Rängen 41 bis 78 mit weniger als drei Sternen gehören laut Prof. Sarges zwar nicht zu den besten Firmen, aber auch nicht zu den schlechtesten. Sie hätten das Potenzial, sich zu verbessern, und erhalten dazu konkrete Anhaltspunkte im Berichtsband. Dass Firmen diese Anregungen zu nutzen wissen, zeigen die Erfolgsbeispiele von "Budni" und HEK. Der Wettbewerb, der jetzt in die fünfte Runde startet, wird gemeinsam von der Agentur Faktenkontor sowie den wissenschaftlichen Partnern Helmut-Schmidt-Universität, HSBA und Institut für Management- und Wirtschaftsforschung ausgerichtet. Das Hamburger Abendblatt unterstützt von Anfang an die Initiative als Medienpartner.

In der Diskussion nach der Preisverleihung ging es am Donnerstagabend auch um die Frage, wie sich Personalarbeit verändern muss. "Geben sich Firmen genug Mühe, die Bedürfnisse der Mitarbeiter kennenzulernen?", fragte Forthmann. Deren Motivation sei viel komplexer als vielfach angenommen und könne nicht nur monetär verstanden werden. Ebenso sei eine intensivere Beschäftigung mit Bewerbern wünschenswert. Diese müssten nicht nur auf die zu besetzende Stelle "getestet" werden, sondern könnten für das Unternehmen wertvoll sein, auch wenn die eine Position nicht passt. "Die Firmen, die die Motivationslage eines Mitarbeiters erkennen, schaffen außer Zufriedenheit zudem die Bindung an das Unternehmen", sagte Forthmann.