Veränderungen im Unternehmen werden umso positiver bewertet, je früher dieses seine Beschäftigten einbindet. Dennoch sinkt bundesweit die Jobzufriedenheit

Wie zufrieden sind Mitarbeiter mit ihrem Job? Und was müssen Personalchefs beachten? Den Mitarbeitern ein offenes Ohr zu schenken, zahlt sich für Unternehmen aus. Das ist das Ergebnis einer Studie der Managementberatung Kienbaum unter 160 deutschen Personalern. In fast allen befragten Unternehmen wurden aufgrund von Mitarbeiterbefragungen Veränderungen angestoßen, die die Mitarbeiter im Nachhinein überwiegend positiv bewerteten. 58 Prozent der Befragten führen Veränderungen bei der Fluktuation auf die aus der Mitarbeiterbefragung abgeleiteten Maßnahmen zurück, bei Unternehmenskultur und Arbeitszufriedenheit sind es jeweils 56 Prozent.

Die Arbeitszufriedenheit ist bei Menschen mit höherer Bildung größer als bei niedrigeren Bildungsabschlüssen. Das besagt eine Studie der Universität Duisburg-Essen über die Zufriedenheit im Job. Zudem nimmt seit Mitte der 1980er-Jahre die Arbeitszufriedenheit von Beschäftigten in Deutschland generell ab. Besonders stark sei laut Studie der Rückgang bei älteren Arbeitnehmern über 50. Ansonsten zeigt sich ein Rückgang der Arbeitszufriedenheit in allen Qualifikationsstufen und in Betrieben unterschiedlicher Größe in ähnlicher Form. Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni wertete Daten aus 11 000 deutschen Haushalten mit abhängig Beschäftigen zwischen 20 und 64 Jahren aus.

Fehlt es an Motivation bei den Mitarbeitern, bekommen das die Unternehmen deutlich zu spüren. Das geht aus Zahlen des Marktforschungsinstituts Gallup hervor. Demnach weisen Beschäftigte ohne emotionale Bindung 27,8 Prozent höhere Fehlzeiten auf als ihre emotional gebundenen Kollegen. Durch die zusätzlichen Fehltage entstehen in den Unternehmen Kosten von jährlich 3,7 Milliarden Euro. Ein Unternehmen sei umso leistungsfähiger, je größer die Anzahl der emotional an dieses gebundenen Mitarbeiter ist. Gallup befragte rund 2000 Arbeitnehmer über 18 Jahren. Insgesamt verfügen nur 13 Prozent der Befragten über eine hohe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber. 66 Prozent leisten nur Dienst nach Vorschrift.

Im internationalen Vergleich weisen deutsche Arbeitnehmer eine besonders geringe Arbeitszufriedenheit auf. Ursachen dafür sind laut Uni-Studie in Entwicklungen wie der Intensivierung der Arbeit in den Betrieben, Problemen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, geringen Lohnsteigerungen und wachsender Unsicherheit über die eigene berufliche Zukunft zu suchen.

"Mitarbeiterbefragungen sind ein wirksames Tool, um organisatorische Veränderungen nachhaltiger umzusetzen, denn Veränderungen werden von den Betroffenen relativ häufiger als positiv wahrgenommen, wenn sie sich auf den von der Mitarbeiterschaft artikulierten Wunsch nach Veränderung zurückführen lassen", sagt Jan-Marek Pfau, Projektleiter der Kienbaum-Studie. Das Betriebsklima ist mit 81 Prozent das am häufigsten zugrunde gelegte Konzept bei derartigen Befragungen. Darauf folgt das Commitment (67 Prozent), verstanden als der Grad der Verbundenheit mit dem Unternehmen. Erst an dritter Stelle wird das Engagement (44 Prozent) der Mitarbeiter betrachtet. Gemeint ist hiermit, ob die Mitarbeiter positiv über ihr Unternehmen sprechen, dem Unternehmen mittel- und langfristig verbunden bleiben wollen und bereit sind, sich in besonderem Maße für die Firma einzusetzen. Von den Teilnehmern der Kienbaum-Studie werden mehr als 20 unterschiedliche Veränderungen auf eine regelmäßig durchgeführte Mitarbeiterbefragung zurückgeführt.

Aus den Ergebnissen der Studie lasse sich eine eindeutige Handlungsempfehlung für das Management ableiten, regelmäßig Mitarbeiterbefragungen durchzuführen, sagt Kienbaum-Berater Pfau.