“Orchester 3.0“: eine neue Musikergeneration

Drei Orchester, eine Idee: Die besten Nachwuchsmusiker auf eine Karriere als Profi in einem der großen Sinfonieorchester vorzubereiten, das ist das gemeinsame Konzept aller drei Jugendorchester, die die Organisatoren der Elbphilharmonie Konzerte im April 2012 eingeladen haben. Bundesjugendorchester, Junge Deutsche Philharmonie und Gustav Mahler Jugendorchester geben sich in der Reihe "Orchester 3.0" zwischen dem 2. und 14. April in der Laeiszhalle die Klinke in die Hand. Und weil Jugend am besten mit Jugend lernt, hat man dem jugendlich flotten Orchester-Dreier gleich noch ein Education-Projekt für gleichaltrige Musikinteressierte unter dem Titel "Angedockt: Orchester 3.0" an die Seite gestellt.

Die Mutter aller deutschen Nachwuchsorchester ist das Bundesjugendorchester (BJO). Das offizielle Jugendorchester der Bundesrepublik Deutschland wurde 1969 gegründet und wird vom Deutschen Musikrat getragen. Dreimal jährlich kommen hier 100 Musiker zwischen 14 und 19 Jahren zusammen, um unter der Leitung renommierter Maestri ein Programm zu erarbeiten. Anschließend geht's auf Tournee. In diesem Jahr hat Sebastian Weigle mit den Youngstern zwei große Brocken der Orchesterliteratur einstudiert: Richard Strauss' "Alpensinfonie" und Karol Szymanowskis Violinkonzert Nr. 1. Solist ist der Elbphilharmonie-Residenzkünstler Christian Tetzlaff.

Die Junge Deutsche Philharmonie (JDPh) wurde 1974 von ehemaligen Mitgliedern des BJO gegründet, die Lust hatten, auch nach Erreichen der Altersgrenze im eigenen Orchester zu spielen. Die 170 Mitglieder der JDPh sind zwischen 18 und 28 Jahren alt und ungebrochen gründungsfreudig: So sind etwa das Ensemble Modern, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, das Freiburger Barockorchester und das Ensemble Resonanz Ableger aus dieser Wurzel. Bei ihrem letzten Gastspiel in Hamburg traten die deutschen Jungphilharmoniker mit dem 77-jährigen Sir Roger Norrington auf. Mit dem 39-jährigen Kristjan Järvi steht nun ein junger Dirigent am Pult. Vorgenommen hat man sich einen Klassiker der Moderne, Olivier Messiaens "Turangalîla-Symphonie". Solisten sind Tamara Stefanovich am Klavier und Thomas Bloch an den elektronischen "Ondes Martenot".

Was BJO und JDPh für Deutschland sind, das ist das Gustav Mahler Jugendorchester (GMJO) für Europa. 1986 wurde das Orchester vom umtriebigsten aller Orchestergründer, Claudio Abbado, ins Leben gerufen. Mitspielen darf, wer sehr, sehr gut ist, nicht älter als 26 und Europäer. Die Leitung der EU-Spitzentruppe hat in diesem Jahr ein alter Bekannter: Ingo Metzmacher dirigiert, was ihm schon immer am Herzen lag: Richard Wagner ("Tristan und Isolde"-Vorspiel und "Liebestod"), Bahnbrecher der Moderne (Alexander Skrjabin: "Le Poème de l'extase" und Anton Weberns "Sechs Stücke für Orchester") und Zeitgenössisches (Bernd Alois Zimmermann: "Photoptosis").

Unter dem Titel "Elbphilharmonie Kompass" fassen die Macher der Elbphilharmonie Konzerte ihre Education-Aktivitäten zusammen, mit denen sie Kinder und Jugendliche auf klassische Musik einnorden wollen. An das Gipfeltreffen der Jugendorchester haben sie nun ein Begleitprogramm für Schüler und Studenten angedockt, das in sechs Module gegliedert ist. Seit September 2011 arbeiten die Teilnehmer schon an den Projekten, die bei den Konzerten von "Orchester 3.0" öffentlich präsentiert werden.

Im Modul "Visualisierung" entwerfen Studierende der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Projektionen, die die Konzerte zu multimedialen Gesamtkunstwerken erweitern. Gerade die Stücke der Synästhetiker Messiaen und Skrjabin bieten hierfür eine Steilvorlage. Unter der Anleitung erfahrener Dozenten gestalten Studierende des Instituts für Kultur- und Medienmanagement eine Ausstellung; die Studenten des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Hamburg texten die Programmhefte; Schüler des Albert-Schweitzer-, Johannes-Brahms- und des Wilhelm-Gymnasiums halten die "etwas anderen" Konzerteinführungen. Backstage-Reportagen und Interviews kommen von Schülern der Stadtteilschule am Hafen und des Friedrich-Ebert-Gymnasiums; in Probenbesuchen und Künstlerbegegnungen treffen Künstler auf Schüler des Brahms-Gymnasiums, der Gymnasien Oldenfelde und Grootmoor sowie Schulen des Kulturforums 21.

Junge Deutsche Philharmonie 2.4., 20.00, Laeiszhalle

Gustav Mahler Jugendorchester 7.4., 20.00, Laeiszhalle. Das Konzert findet im Rahmen der "Hamburger Ostertöne" statt

Bundesjugendorchester 14.4., 20.00, Laeiszhalle

Konzerteinführung jeweils um 19.00 bzw. 19.15 im Kleinen Saal.

Karten unter T. 35 76 66 66