Wolfgang Renz hat völlig recht. Wenn man die schönste Musik der Welt nicht spielen kann, weil man nun mal, sagen wir, Posaunist ist und kein Flötist - dann soll man sie doch einfach kapern! Gedacht, getan: Renz, im Hauptberuf Oboist beim Philharmonischen Orchester Augsburg, hat Schuberts Liedzyklus "Die Winterreise", das beliebteste und meistaufgeführte Werk des Genres, für Gesangsstimme und Streich- und Bläserquintett bearbeitet und damit mal kurz den Pianisten aus dem Rennen geworfen.

Die Symphoniker bringen die ungewöhnliche Fassung im Rahmen ihrer Liederabendreihe. Es singt der Tenor Christoph Prégardien, Urgestein der Liedszene, begleitet vom Ensemble Berlin. Eine illustre Besetzung; hinter dem Namen verbergen sich Mitglieder der Berliner Philharmoniker.

Eine Winterreise zu elft, das ist mal etwas anderes als die Zweisamkeit von Sänger und Pianisten - oder vielmehr die doppelte Einsamkeit, die dieser Zyklus atmet wie kein anderer. Es beginnt mit dem Stoff: Ein junger Mann lässt mit seinem nächtlichen Auszug aus der Stadt nicht nur den Ort seiner unglücklichen Liebe hinter sich, sondern auch die Gesellschaft, die er später als biedermeierlich geißeln wird. Ein spannendes Experiment wird diese Lesart mit verteilten Rollen allemal.

Die Winterreise 12.2., 11.00, Laeiszhalle (Kleiner Saal). Karten unter T. 44 02 98