Die Trompeterin Alison Balsom zu Gast bei den Philharmonikern Hamburg

Venezuela war für die meisten Konzertbesucher bis vor Kurzem ein weißer Fleck auf der Musik-Landkarte. Dann kam Gustavo Dudamel und mischte den ehrwürdigen Klassik-Betrieb auf. Und nun gibt es schon den nächsten venezolanischen Jungstar: Diego Matheuz. Der 1984 geborene Dirigent ist seit 2011 Chef an einem der ältesten und geschichtsträchtigsten Opernhäuser, am La Fenice in Venedig.

Wie Dudamel ist auch Matheuz ein Zögling von "El Sistema", einer vom Staat Venezuela finanzierten Kulturorganisation zur Förderung junger Talente. Und wie sein berühmter Landsmann will offenbar auch Matheuz südamerikanisches Temperament und neues, anderes Repertoire in die Konzertsäle des alten Europa bringen. Für sein Gastspiel bei den Philharmonikern Hamburg hat er nun jedenfalls - neben Berlioz' "Symphonie fantastique" - zwei lateinamerikanische Werke aufs Programm gesetzt: "Huapango" des Mexikaners José Pablo Moncayo und den "Libertango" von Astor Piazzolla.

Jazz-Fans kennen die unsterbliche Melodie von Piazzollas Freiheitstangos etwa in der Version von Al Di Meola; Cineasten und Grace-Jones-Verehrer gedenken der Coverversion, die die Diva zur Filmmusik von Polanskis "Frantic" beitrug. Nun hält Piazzollas erster Tango Nuevo in einer Version für Trompete und Orchester also Einzug ins klassische Konzerthaus - und zwar ebenfalls mit einer extravaganten Schönheit: Die Solo-Trompete spielt die Grande Dame der Ventile, Alison Balsom. "Wäre da nicht ab und an ein kecker Hüftschwung im Rhythmus der Musik, man könnte sie für die Anne-Sophie Mutter der Trompete halten", schrieb ein Rezensent bei ihrem letzten Auftritt in Hamburg. Der wird sich jetzt sicher freuen, dass bei ihrem aktuellen Gastspiel auch noch Haydns Trompetenkonzert Es-Dur Hob. VIIe:1 mit auf dem Programm steht.

Richtige Gute-Laune-Musik ist José Pablo Moncayos "Huapango". Huapango nennt sich ein Musikstil aus dem Nordosten Mexikos; als Huapango de mariachi gehört er fest ins Repertoire mexikanischer Volksmusikkapellen. Der Komponist erschloss sich diese Musik auf einer Forschungsreise, von der er berichtete: "Ich ging nach Alvarado, einem Ort, wo die Volksmusik in ihrer reinsten Form überliefert ist. Doch die Transkription der Melodien war sehr schwierig, weil die Huapangueros nie eine Melodie zweimal auf dieselbe Art sangen." Das, was er dennoch hatte mitschreiben können, übertrug Moncayo 1941 in sein Stück für groß besetztes Symphonieorchester.

Fantastique 29.4., 11.00, Laeiszhalle. Karten unter T. 35 68 68