Heidi Kabel starb gestern früh um 6 Uhr in der Seniorenresidenz "Ernst und Claere Jung Stiftung" in Othmarschen im Alter von 95 Jahren. Dort hat die große Dame der plattdeutschen Volksbühne, die zuletzt an Altersdemenz litt, ihre letzten fast sieben Lebensjahre in Betreuung verbracht.

Sohn Heiko Mahler hatte am frühen Morgen die Nachricht vom Tod seiner Mutter vom Seniorenstift erhalten. "Sie ist friedlich eingeschlafen", sagte Enkel Jan-Hinnerk Mahler am Mittag. "Wir sind traurig, aber sie hat ein sehr schönes Leben gehabt." Am frühen Nachmittag trafen sich die drei Kinder von Heidi Kabel in Hamburg. Jan-Rasmus, Heiko und Heidi Mahler begannen mit den Planungen der Beisetzung. Ob die Beerdigung öffentlich oder im engen Kreis stattfinden soll, hat die Familie noch nicht entschieden.

Das Ohnsorg-Theater hatte am Mittag die Nachricht vom Tod Heidi Kabels in Abstimmung mit der Familie veröffentlicht. "Wir trauern um eine großartige Schauspielerin, eine wunderbare Kollegin und einen einzigartigen Menschen", so Intendant Christian Seeler.

Im Rathaus können von heute an die Hamburger und auch die Gäste der Hansestadt ihre Erinnerungen an die deutschlandweit verehrte Schauspielerin in einem letzten Gruß aufschreiben. "In der Rathausdiele liegt neben einem Foto und einem Blumenstrauß das Kondolenzbuch der Hansestadt aus", sagt Bürgerschaftssprecher Ulfert Kaphengst. In den kommenden Tagen wolle man sich mit der Familie Mahler und dem Ohnsorg-Theater über eine öffentliche Trauerfeier abstimmen.

Den Bewohnern, Gästen und Nachbarn der "Ernst und Claere Jung Stiftung", in der Heidi Kabel seit 2003 wohnte, wird die Schauspielerin vor allem als "gediegene und freundliche Dame" in Erinnerung bleiben.

Meta Stölken hat sie kennengelernt, als sie ihren inzwischen verstorbenen Mann Harald täglich in der Seniorenresidenz besuchte. "Heidi Kabel war eine sehr elegante, stets perfekt frisierte Frau und hatte so gar nichts gemein mit der volkstümlichen resoluten Deern, die sie immer in den Theaterstücken gemimt hat." Heidi Kabel sei von den Bewohnern verehrt worden. "Das konnte man spüren", sagt Meta Stölken. "Jeder begegnete ihr mit Hochachtung und gleichzeitig rücksichtsvoll." Die Familie habe sich rührend um sie gekümmert. "Heidi Kabel liebte das Singen", sagt Meta Stölken. "Ich habe sie jeden Montag beim Singen erlebt. Die Volksliedertexte kannte sie allesamt auswendig. Ich bin mir sicher, dass es ihr im Seniorenheim sehr gut ging und dass sie ein glücklicher Mensch war."

Für ihre Nachbarin Magdalene Lahs war Heidi Kabel vor allem in den Jahren, in denen sie fernab von Hamburg in Bonn lebte, "ein Stück Heimat". "Ich habe sie mir damals immer im Fernsehen angeschaut. Das brauchte ich", sagt die ehemalige Altenpflegerin. "Hier bin ich ihr einmal in unserer Straße begegnet. Sehr schick sah sie aus. Ich habe ihr nachträglich zum Geburtstag gratuliert. Ich glaube, sie hat sich gefreut, dass ich sie erkannt habe."

Margret und Detlef Olzog leben seit 42 Jahren in den USA, besuchen zweimal im Jahr die Mutter im Ernst-und-Claere-Jung-Stift. "Zu Heidi Kabels 95. Geburtstag waren wir zufällig hier. Das ganze Haus war voller Blumen." Heidi Kabel habe Blumen gemocht. "Das haben wir bei einem Gespräch zwischen ihr und ihrer Tochter über eine Sonnenblume gehört."