Fünf Geburtstagskonzerte zum Siebzigsten von Christoph Eschenbach

Mahler, Schumann oder Chopin werden im Jahr 2010 weltweit gefeiert, weil deren runde Geburtstage anstehen. Doch beim Festival ist 2010 auch Eschenbach-Jahr. Christoph Eschenbach hat im Februar seinen 70. Geburtstag gefeiert - Grund genug, den ehemaligen Künstlerischen Leiter und Principal Conductor des Festivalorchesters mit einem Jubiläumskonzert, einem Orchesterkonzert, Kammermusik- und Liederabenden sowie einem mehrteiligen Geburtstagsfest in Salzau zu ehren.

Weniger wäre zu wenig gewesen. Denn die fünf Konzerte zeigen den Musiker Eschenbach nun in all seinen Facetten: als Pianisten, als Dirigenten und als engagierten Mentor.

Es sind die eigenen Erfahrungen, die Eschenbach dazu bewegen, sich so für junge Kollegen einzusetzen: "Ich hatte zwei ganz große Mentoren: Georg Szell und Herbert von Karajan. Szell bei den Proben zuzuschauen, war ein großes Studium für mich." Von Lang Lang über Julia Fischer bis Reneé Fleming reicht die Reihe großer Musiker, die Eschenbach gefördert hat.

Um den Orchestermusikernachwuchs kümmert Eschenbach sich beim Festival seit der Gründung der Orchesterakademie 1987. Aus aller Herren Länder treffen sich hier Musiker, um für einige Wochen im Sommer mit den Großen des Dirigentenfaches zu arbeiten. Und Principal Conductor der Akademie (Partner ist die Nordmetall-Stiftung) ist der Stolz über die Entwicklung "seiner" Truppe anzumerken: "Das Festival-Orchester kann sich weltweit hören lassen; wir unternehmen Tourneen und spielen CDs ein. Das hat mit Studentenorchester nichts zu tun. Ich packe die genauso an wie die Profis - aber ich habe mehr Zeit, um ins Detail zu gehen."

Schaut man auf das Arbeitspensum dieses Jahres, mag man den letzten Punkt allerdings kaum glauben: Fünf Programme mit Musik von Bach bis Zeitgenössischem und zwei große Mahler-Sinfonien erarbeiten Eschenbach und sein Orchester alleine in diesem Sommer.

Was die jungen Musiker über das Technische hinaus bei diesem Dirigenten lernen können, ist mit Worten nur schwer zu beschreiben. Fragt man Eschenbach nach seinem künstlerischen Selbstverständnis, kommen als Antwort philosophisch anmutende Formulierungen, wie "die Identifikation mit dem augenblicklichen Selbst-Sein" oder die Idee eines Künstlers, der "nur ein Medium ist, durch das die Musik hindurchfließt".

Man muss Eschenbach dirigieren sehen, um zu verstehen, was mit diesen Abstraktionen gemeint ist: "Jede Musik muss in der Körpersprache des Dirigenten ein Manifest finden", betont der Vollblutmusiker. "Die richtige Dirigierkunst liegt in der Körpersprache für jede Musik." Und die beherrscht er wie kein Zweiter: Eschenbach mit Mozart oder Eschenbach mit Strawinsky, das sind auch körperlich zwei Welten.

Es ist ein radikales Bekenntnis zur Körperlichkeit und zur Subjektivität des Künstlers, die Eschenbachs Haltung prägt: "Es kommt der Musik sehr zugute, dass sie durch den eigenen Körper fließt, durch die Sehnen und das Blut, und dadurch die schwarzen Punkte auf weißem Papier wieder belebt werden. Deshalb ist die Musik etwas Persönliches. Deshalb ist sie immer wieder anders und immer wieder neu."

Fragt man den eher verschlossen wirkenden Maestro nach den Grundlagen seiner geistigen Welt, gewährt er auf einmal Einblick in ein überreiches ästhetisch-intellektuelles Leben: "Ich habe mir ein Weltbild geschaffen durch die anderen Künste. Ich habe mich mit asiatischer Philosophie beschäftigt, mit Zen, mit Buddhismus. Ich bin kein Buddhist, aber ich habe mich damit auseinandergesetzt." Ob er auch mit seinen Studenten über diese Dinge rede? "Wenn man mich fragt, gerne."

Ein großer Dirigentenkollege hat über Christoph Eschenbach einmal gesagt, er sei einer, der sich "dem Orchester in die Arme wirft". Das allerdings mag auch der bekennende Verfechter des ekstatischen Augenblicks so nicht gelten lassen: "Na ja, ich würde lieber sagen, ich umarme das Orchester." Dafür, dass dies so ist, lieben ihn sein Publikum und seine Musiker.

Der Liebe linder Duft 14.7. Hamburg

Wirkungsvoll 16.7. Lübeck

Eschenbach & Friends 18.7. Salzau

Auf einen Streich 13.8. Altenhof

Das große Jubiläumsfest 15.8. Kiel