Schön schräg: Crossover aus Polen

"Polen im Puls", das Leitmotiv des Festivals, haben die Warzaw Village Band, Kroke und der Geiger Nigel Kennedy alle auf ihre Weise.

Die drei Krakauer Jerzy Bawol, Akkordeon, Tomasz Kukurba, Viola, und Tomasz Lato, Kontrabass, kennen sich seit ihren Studientagen. "Kroke", die alte jiddische Bezeichnung für ihre Heimatstadt, wurde ihr Bandname. 1992 begann das Trio Musik in der jüdischen Tradition zu spielen. Aber schon bald kamen immer mehr Einflüsse vom Balkan und aus dem Orient, Elemente aus Jazz und Weltmusik hinzu, sodass Kroke heute Synonym für einen wahrhaft polyglotten Musikstil geworden ist (12.8. Wyk auf Föhr, 13.8. Elmshorn, 14.8. Eutin).

Aus den Flegel- in die künstlerischen Wechseljahre ist auch Nigel Kennedy gekommen. Der fidele Fiedler war ja mit Punkfrisur, Gefluche und Guarneri Ende der 80er-Jahre in die klassischen Konzerthallen eingeritten. Nach seinen Auftritten trieb er sich aber auf den Jamsessions in Jazzklubs herum; 2005 nahm er sein erstes "richtiges Jazzalbum" auf. Das Schwanken zwischen den Welten findet nicht ungeteilten Beifall, aber der 54-Jährige bleibt seiner Linie ebenso treu wie seinen schütter werdenden, ungebrochen hoch gegelten Punker-Haaren. Konzerte mit Beethoven und Count Basie sind eher Regel als Ausnahme, Kunst und Kommerz liegen bei ihm zwanglos auf einer "Saite" (24.7. Hamburg, 25.7. Neumünster).

Auch bei der Warzaw Village Band gehen Anspruch und Gefälligkeit Hand in Hand. Zwei Geigen, ein Cello, Bass, Gesang und doppelt besetzte Perkussion - klingt nicht gerade nach Massenkompatibilität. Und doch hat das Sextett mit Handgemachtem und Autodidaktischem eine Weltkarriere hingelegt. Zu Rahmentrommeln und Suka sampelt und scratcht neuerdings ein DJ. "Trance-Minimal-Roots" nennt das Sextett seinen "Bio-Techno"-Stil zwischen Folk und Funk; symbolhaft für eine junge Szene in Osteuropa, die einerseits die Tradition bewahrt, diese andererseits aber auch mit neuen Mitteln und Musiken vermischt (29.7. Großenaspe, 30.7. Kiel).