Das Festival als Fundgrube: selten gehörte Lieder und Orchesterwerke

Kann man die Seele eines Volkes aus seiner Musik heraushören? Der Länderschwerpunkt des Schleswig-Holstein Musik Festivals versucht das in diesem Sommer am Beispiel Polens, und wie immer gibt es dabei eine Menge Musik abseits der ausgetretenen Repertoirepfade zu entdecken.

Denn die polnische Musik besteht beileibe nicht bloß aus Chopin: Neben dem großen Spätromantiker Karol Szymanowski, dessen Werk derzeit eine verstärkte Renaissance erlebt, gibt es zahllose weitere Komponisten, deren Musik dem tönenden Panorama unseres östlichen Nachbarn wichtige Facetten hinzufügt.

Ganz in diesem Sinne hat die junge, aus Danzig stammende Sopranistin Agata Wilewska das Programm ihres Liederabends zusammengestellt (4.8. Friedrichstadt). Unter dem Titel "Polnische Preziosen" versammelt es bei uns selten gesungene Lieder Chopins und herrlich exotisch getönte "Lieder des verliebten Muezzin" oder "Lieder der Märchenprinzessin", die Szymanowskis Vorliebe für die rauschhafte Welt des Orients widerspiegeln, aber auch einige der über 300 Gedichtvertonungen von Stanislaw Moniuszko. Der gilt nicht nur als der "polnische Schubert", sondern hat dem Land mit "Halka" auch eine Nationaloper geschenkt.

Wer danach auf den Geschmack gekommen ist, sollte das Konzert des Amadeus Chamber Orchestra of Polish Radio besuchen (13.8. Lüneburg): Unter der Leitung seiner Gründerin Agnieszka Duczmal spielt das Streicherensemble neue Orchesterbearbeitungen der Chopin-Préludes und von Mussorgskys "Bildern einer Ausstellung" sowie die Frescobaldi-Variationen von Alexandre Tansman.