Bei seiner Vierten versuchte sich der gerade 19-jährige Franz Schubert 1816 erstmals an einer Symphonie in Moll - und zwar ausgerechnet in c-Moll, jener düster-dramatischen Tonart, die auf immer mit Beethovens heroischer Fünfter von 1808 verknüpft ist. Der Beiname "Tragische", den man Schuberts Werk posthum aufgebürdet hat, weist denn auch in eine falsche Richtung: Sein feinsinniges Stück ist eher dramatisch und manchmal pathetisch, aber "an eine ,Tragische'", so Robert Schumann, "würde man ganz andere Ansprüche stellen." Womöglich hätte ihm da Mahlers Fünfte mehr zugesagt. Zwar trägt eigentlich erst dessen Sechste Symphonie den originalen Beinamen "Tragische", aber schon die Fünfte durchmisst in ihren ersten beiden Sätzen alle Stimmungen zwischen Trauer und wildestem Aufbegehren. Dann aber, mit dem Scherzo und erst recht mit dem innigen Liebeslied des berühmten Adagiettos, wird alles Düstere überwunden: Das hochvirtuose Rondo-Finale scheint geradezu einen Triumph über alle Tragik zu feiern!

10. Symphoniekonzert 20.6., 19 Uhr, Laeiszhalle. Karten unter T. 44 02 98