Vor 60 Jahren wurde die Hochschule für Musik und Theater gegründet. Ein Rückblick.

Sechzig Jahre nach ihrer Gründung im April 1950 versteht die Hamburger Hochschule für Musik und Theater sich heute als ein Ort, an dem Musik und Schauspiel in ihrer ganzen Vielfalt vermittelt werden sollen. Ihren 60. begeht die Hochschule nun mit einer 60-teiligen Veranstaltungsserie.

So glänzend war es um die Musikausbildung indes nicht immer bestellt. Allzu lange waren den hiesigen Honoratioren Soll und Haben wichtiger als Dur und Moll. Entstanden in Leipzig, Berlin, Köln oder München schon in den 1850er- Jahren Konservatorien, so gab es in Hamburg bis ins 20. Jahrhundert hinein nur private Bildungseinrichtungen. Erst als dem Letzten dieser Institute der Bankrott drohte, wandelte die Stadt 1942 das "Vogt'sche Konservatorium" in eine "Schule für Musik und Theater der Freien und Hansestadt Hamburg" um.

Bis zur offiziellen Gründung der Staatlichen Musikhochschule vergingen dann noch einmal acht Jahre. Immerhin leistete man sich einen renommierten Komponisten als Gründungspräsidenten: Philipp Jarnach. Der verfügte über internationale Kontakte und verfocht in den Sturm-und-Drang-Jahren der Musik nach dem Krieg das grundsolide Ideal einer "Neuen Klassizität". Zugleich verpflichtete die Musikhochschule mit dem ersten Chefdirigenten des NDR Sinfonieorchesters, Hans Schmidt-Isserstedt, oder dem Pianisten Conrad Hansen hochrangige Musiker.

Doch den Weg zu jener Pluralität, heute ihr Markenzeichen, beschritt die Hochschule erst in den 1970ern. Seit 1973 verwirklichte György Ligeti lehrend und forschend sein Ideal von universeller Offenheit. Götz Friedrich gründete zusammen mit August Everding, Intendant der Staatsoper, einen Studiengang für Musiktheaterregie.

Prägend für die Hochschule wurde die 26-jährige Präsidentschaft von Hermann Rauhe. Er holte etwa den österreichischen Jazzer Dieter Glawischnig an die Waterkant. Glawischnig baute hier den ersten Studiengang auf, bei dem Jazzer zugleich eine fundierte klassische Ausbildung erhielten. Zwei Jahre später kam dann eine bis heute erfolgreiche Talentschmiede für Popmusiker hinzu. Neben dem klassischen Instrumental- oder Gesangsstudium bietet die Hochschule heute etwa Musikwissenschaft, Musiktherapie, Kirchen- und Schulmusik sowie Kultur- und Medienmanagement an. 2005 kam die Theaterakademie dazu.

Unter Präsident Elmar Lampson (seit 2004) wurden neue Studiengänge wie die Master Kammermusik, Liedgestaltung und Jazzkomposition eingeführt. Ein neues Konzept für den Veranstaltungsbereich wurde entwickelt, und die Andreas Franke Akademie für hochbegabte Juniorstudierende eingerichtet. Neuerdings gibt es ein Querschnittsdekanat "Zwoelf", in welchem etwa der neue Masterstudiengang Musikvermittlung und das Studium fundamentale angesiedelt sind. Die Studierenden werden im neuen Career Center der Hochschule betreut. "Ich möchte erreichen, dass wir international zu den besten Musikhochschulen gehören", sagt Lampson.

Mit den 60 Veranstaltungen zu ihrem 60. bietet die Hochschule nun einen Querschnitt durch ihr reiches Lehrangebot und eine Leistungsschau: Musikvermittler und -forscher, Liedsänger, Opernregisseure, Jazzer, Komponisten und die Ensembles der Hochschule stellen sich vor. Und zur offiziellen Geburtstagsparty gibt es ein Festkonzert des Hochschulorchesters unter der Leitung der frisch berufenen Professorin Simone Young.

Festkonzert 5.6., 20 Uhr. Internet: www.hfmt-hamburg.de