Ostern: Warum musste Jesus auferstehen? Weil der Glaube an Wunder Hoffnung gibt.

Der Himmel war schwarz, und es schüttete und stürmte, als der Trauerzug die Kapelle verließ. Der Regen mischte sich mit Tränen. Trostlose Trauer ohne einen Streifen Hoffnung am Horizont. 14 Jahre alt war sie gewesen und hatte sich am Schluss ihrer Krankheit gewünscht, an ihrem Grab mögen 100 weiße Luftballons aufsteigen, leicht ins lichte Blau fliegen, das Leid unter sich lassen. Bei diesem Regen war daran nicht zu denken.

Aber als ich am Grab das Vaterunser sprach, geschah ein Wunder. Es war wie in diesem alten Adventslied: "O Heiland, reiß die Himmel auf". Die Sonne brach durch die schwarzen Wolken. Dann flogen die weißen Ballons himmelwärts und lösten sich langsam auf im Licht.

Es war ein Bild von Schmerz, Trauer und doch auch von unbegreiflichem Trost und neuer Hoffnung. Der Maler Hieronymus Bosch hat im 15. Jahrhundert ein Bild gemalt von der Auferstehung der Toten, an das ich dachte: Von Engeln geleitet, werden die Verstorbenen wie durch einen lichten Tunnel vom Dunkel ins Helle geführt.

An den Grenzen unseres Verstandes beginnt die Seele Bilder zu malen. Sind diese Bilder wahr? Kommt nach dem Tod ein Weg ins Licht?

Kann einer auferstehen von den Toten und auffahren in den Himmel?

Tot ist tot, sagt der Volksmund. Aber ebenso wenig wie die Auferstehung können wir beweisen, dass die Welt und die Kraft zu Ende ist an den Grenzen menschlichen Ermessens und menschlicher Möglichkeiten.

Die sterbende 14-Jährige hatte - vielleicht unbewusst - ein Bild von Auferstehung inszeniert an ihrem Grab. Sie wollte sicher nichts beweisen. Die 100 weißen Luftballons waren einfach Ausdruck ihrer Seele. Im Sterben entstand ein Bild von Himmelfahrt und Hoffnung.

Nicht nur die biblischen Bilder und Geschichten von Auferstehung sind schön und tröstlich, weil sie den Tod und die Toten nicht alleine im Dunkeln lassen, sondern in Hoffnung und Licht tauchen. Ihre Wahrheit liegt nicht in ihrer Beweisbarkeit, sondern in ihrer Liebe zu den Toten und zu den Lebenden. Glauben heißt, solche Bilder zu lieben und mitzumalen und dem Tod und der Trauer nicht das letzte Wort zu geben.

Jesus von Nazareth hat diese Liebe verkörpert, die größere Macht hat als der Tod. Offensichtlich haben die Menschen deswegen ihr Herz und ihre Hoffnung an ihn gehängt. Eine Hoffnung, die nicht totzukriegen war, die wieder auferstand, in vielen weiterlebte, bis heute.

Ob er leibhaftig auferstanden ist? Ob der ungläubige Thomas ihm die Finger in die Wunden gelegt hat, um glauben zu können? Wir wissen es nicht. Wissen aber, dass die Hoffnung gerettet wurde. Die Geschichte von Kreuz und Vernichtung nahm einen unerwarteten Ausgang. Zuletzt eben starb die Hoffnung nicht, sondern erblühte neu wie durch ein Wunder. Der Tod hatte nicht das letzte Wort. Das Leben war stärker.

"Talitha kumi", sagte Jesus einmal auf aramäisch zu einem Mädchen, das tot dalag. Die Geschichte geht ein bisschen wie Dornröschen: Da kommt einer, der kann mit Liebe und den richtigen Worten die Dornen durchdringen und vom ewigen Schlaf erlösen: "Mädchen, ich sage Dir: Steh auf!"

Eine Freundin, die zu Depressionen neigte, hatte "Talitha kumi" auf einem kleinen Zettel wie eine geheime Losung an ihrer Wand hängen. Die himmlische Notiz sagte ihr: "Steh auf, steh auf deinen eigenen Beinen und finde deinen Weg! Weiß Gott, du kannst es!"

Ihre Auferstehung dauerte ein paar Jahre. Vielleicht ist es so, dass die Heilungs- und Auferstehungsgeschichten im Leben selten schnell gehen. Wunder sind unverhoffte Geschenke und meistens auch harte Arbeit und lange Entwicklung. Der Glaube hält trotz allem daran fest, dass Verwandlung, Heilung und Auferstehung möglich sind.

"Sei klug und halte dich an Wunder" sagt die Dichterin Mascha Kaleko. Manchmal wird es licht. Tut sich ein Weg auf. Ist das Leben wie rein gewaschen und blank geputzt.