Anfangs schaute sich Fabian Federheim Boxen nur im Fernsehen an. Mit seiner Krankheit Epilepsie hatte er zunächst keine Hoffnung, selber einmal boxen zu dürfen. Bis ein Arzt es ihm erlaubte. Seitdem geht er dreimal die Woche zum Training. Seine Motivation: Er möchte stark werden.

Boxen ist eine sehr interessante Sportart, und wenn jemand denkt, er wäre zu dünn oder zu schwächlich für das Boxen, dann liegt er falsch, denn im Boxen gibt es verschiedene Gewichtsklassen wie zum Beispiel Schwergewicht oder Mittelgewicht. Also muss einer, der 59 kg wiegt, nicht gegen einen antreten, der 90 kg wiegt.

Mich hat Boxen immer interessiert. Ich habe es mir immer im Fernsehen angeguckt. Meine Lieblingsboxer sind Mike Tyson, Muhammad Ali und Evander Holyfield. Als ich eines Tages selber Boxen wollte, erfuhr ich von meinem Hausarzt, dass ich das gar nicht darf. Denn ich habe Epilepsie. Dann erkundigte ich mich bei einem Chefarzt, ob ich das wirklich nicht machen darf. Er sagte, ich dürfte boxen. Da war ich so froh.

Ich trainiere dreimal die Woche jeweils zwei Stunden in einem größeren Verein in Hamburg in der Nähe meiner Wohnung. Kondition ist beim Boxen das A und O. Für ein Sparring, also einen Übungskampf im Ring, sollte man schon recht fit sein, sonst geht einem schnell die Puste aus. Nach ungefähr einem halben Jahr kann man schon seinen ersten Kampf bestreiten. Zum Boxequipment gehören Bandagen, Boxsackhandschuhe, Boxhandschuhe, Kopfschutz, Boxschuhe, Mundschutz.

Wenn ich zum Training gehe, ziehe ich erst mal Sporthose, T-Shirt und Turnschuhe an. Meistens bin ich der Erste, der da ist. In der Mitte des Saales ist ein Ring aufgebaut, links davon hängen Boxsäcke. Dort ist auch eine Boxbirne auf einem Mast befestigt. Rechts vom Ring befindet sich ein freier Platz, um verschiedene Übungen zu machen.

Nach und nach kommen immer mehr Sportler, bis um 19 Uhr die Halle gefüllt ist. Auch die beiden Trainer sind jetzt angekommen. Das Alter der Sportler liegt zwischen 14 und 74 Jahren. Anfangs dachte ich, was macht der Alte hier. Doch ich habe mich getäuscht, er schlägt locker einen 30-Jährigen k. o.

Wir fangen an mit dem Training - Aufwärmübungen wie Seilspringen oder Laufen. Danach machen wir Gymnastik und Dehnübungen. Jetzt sind meine Muskeln gut aufgewärmt. Es folgen Konditionstraining mit dem Stepper und dann wieder Seilspringen und wieder Laufen. Oder wir heben Gewichte und machen Liegestützen, um Kraft zu bekommen.

Boxsacktraining ist heute dran. Hierfür schütze ich mich mit Bandagen - lange Baumwollbänder, die ich mir selbst um Hände und Gelenke wickele - und ziehe meine Boxsackhandschuhe an. Wir üben verschiedene Schlagkombinationen wie linker Jab, Jab rechts, Uppercut links (Schlag von unten). Die Bandage hält beim Aufprall meiner Hand auf den Sack die Mittelhandknochen zusammen, sie würden sonst wie ein Fächer auseinandergedrückt werden.

Und ich schlage mit aller Kraft, Jab, Jab, Uppercut, Jab, Jab, Uppercut, ... immer im Wechsel mit einem anderen Boxer. Ich höre, wie die Handschuhe auf unseren Boxsack treffen. Schweiß und Anstrengung hängen in der Luft. Laute Musik mit Hip-Hop oder Rap feuert mich an. Dann lernen wir noch eine zweite Schlagkombination. Ich bin im Takt.

"Übermorgen", so kündigt der Trainer an, "machen wir einen Sparringskampf." Ich denke daran, wie ich dann in den Ring steigen werde. Wie ich dann meinem Trainingspartner gegenüberstehe und meinen Gegner besiegen will. Mein Adrenalin wird mir dabei helfen. Ich werde hellwach sein. Und doch werde ich eine Menge einstecken müssen, weil er mich treffen wird. Ich werde Schmerz fühlen an der Nase, an der Leber. Ich muss unbedingt an meiner Deckung arbeiten, denke ich.

Der Trainer hat noch kein Erbarmen. Zum Abschluss gibt es wie jedes Mal Bauchtraining. Dann ist es genug für heute. Wir gehen wieder zurück in die Kabine.

In zwei Tagen bin ich wieder dabei. Warum ich mit dem Boxen angefangen habe? Ich wollte stark werden.

Fabian Federheim

Schule für Haus- und Krankenhausunterricht