Das Basketballspiel ist in vollem Lauf. Es ist sehr knapp. Unsere Trainerin ruft einer Spielerin zu, sie solle sich warm machen, da sie gleich eingewechselt wird. Die betroffene Spielerin hat in diesem Spiel noch gar nicht gespielt und soll jetzt zum ersten Mal ins Spielgeschehen eingreifen.

Sie steht auf und verschwindet in die Umkleidekabine. Als sie wiederkommt, sieht man ihr an, dass sie geweint hat. Sie sagt leise: "Mir ist schlecht, ich kann nicht spielen." Unsere Trainerin nickt, sagt nichts.

Nach dem Spiel, das knapp gewonnen wurde, frage ich die Spielerin, wie es ihr geht. Sie sagt beschämt: "Mir war eigentlich gar nicht schlecht, ich wollte nur nicht spielen. Was wäre passiert, wenn ich alles falsch gemacht hätte und wir dann wegen mir das ganze Spiel verloren hätten? Ich hatte so eine Angst. Und dann auch noch bei diesem Spielstand!" Ich schaue sie an und von hinten fragt eine Mitspielerin: "Aber du bist doch gut!" "Nein, das bin ich nicht, und ich glaube, ich höre ganz mit Basketball auf. Das ist einfach nichts für mich", antwortet die Spielerin unter Tränen.

Nach diesem Spiel habe ich sie nie wieder beim Training gesehen.

An diesem Beispiel sieht man sehr gut, wie groß der Druck schon im Jugendbereich ist. Diesen Druck bemerkt man auch außerhalb des Spielfeldes

Dabei spielen wir alle doch freiwillig Basketball! Niemand zwingt uns, das zu machen. Aber unbestritten ist: In der Schule und im Privatleben entstehen zeitliche Engpässe, die Belastungen im psychischen und körperlichen Bereich sind riesig. Doch wer wirklich erfolgreich im Leistungssport sein möchte, der darf nicht faul sein: Auch wenn man durch Turniere und Punktspiele viel in der Schule verpasst, darf man sich in der Schule nicht verschlechtern. Schon die Verschlechterung des Notendurchschnitts um 0,2 kann zum Ausschluss aus dem Basketball-Kader führen.

Viele denken vielleicht wenn ich auf Turnieren bin: "Jetzt ist die schon wieder nicht in der Schule, weil sie beim Basketball ist, die hat es aber gut!"

Doch ganz so ist es nicht. Ich muss alles selbstständig nachholen, um überhaupt noch weiter zu den Wettkämpfen fahren zu dürfen.

Denn der Basketball-Kader legt einen großen Wert darauf, dass die Leistungen der Schüler in der Schule nicht unter der hohen Belastung leiden.

Der Grund: Wenn du dich einmal schwer verletzt, ist es mit der Karriere als Leistungssportler aus. Und wenn du dann keinen Schulabschluss hast, weil du alles für deinen großen Sportler-Traum hingeworfen hast, dann stehen deine Chancen auf einen guten Beruf häufig schlecht.

Leistungssport ist eben nicht alles. Der Verdienst in diesem Leistungssport reicht oftmals noch nicht einmal fürs Leben. Vor allem nicht für Frauen. Als ich vor einigen Monaten die Damennationalmannschaft getroffen habe, waren sich alle Spielerinnen einig, dass sie mit Basketball einfach nicht genug verdienen. Jede von ihnen hat nebenbei noch einen anderen Beruf. Ganz im Gegensatz zu den Männern, bei denen Basketball der Hauptberuf ist. Doch warum bekommen die Männer für die gleiche Leistung so viel mehr Geld? Ist es nur, weil sie höher springen können und spektakulärer spielen? Ich finde es unfair, die Männer in sportlichen Bereichen so zu bevorzugen. Natürlich spiele ich nicht wegen des Geldes Basketball, sondern weil es mir Spaß bringt.

Kürzlich habe ich überlegt, was wäre, wenn ich vor fünf Jahren nicht mit Basketball angefangen hätte. Wäre ich jetzt ein anderer Mensch? Ich denke schon, dass Basketball mich verändert hat. Die Erfolge haben mich selbstbewusster gemacht und ich habe dadurch viele neue Freunde gefunden. Außerdem denke ich auch, dass ich gelernt habe, anderen Menschen mehr zu vertrauen, da man bei Basketball als Team spielt und jeder auf die anderen angewiesen ist.

Alles in allem bringt Leistungsbasketball zwar eine Belastung mit sich, die ich aber gerne in Kauf nehme, weil Basketball spielen einfach das beste Hobby ist, das es gibt!

Ich hoffe jedoch, dass der Druck für mich nicht auch irgendwann einmal zu hoch sein wird, so wie für meine ehemalige Mitspielerin.

Laura Schroeder, 9a

Marion-Dönhoff-Gymnasium