Alena ist eine Tussi, Nina ein Punk - und dennoch sind sie ein Jahr lang unzertrennliche Freundinnen. Bis Alena die Schule verlassen muss. Seither ist nichts mehr wie früher.

"Ich hasse dich. Ich schwöre dir, ich bring dich um und will dich leiden seh'n." Mit diesen Worten wurde unsere Freundschaft beendet. Begonnen hatte sie mit den Worten: "Hey, kennen wir uns nicht von den Pfadfindern? Komm, ich zeig dir die Schule." Ein Jahr waren wir unzertrennlich. Niemand konnte uns was anhaben, wenn wir zusammen auftraten. Es war im Sommer 2008.

Alena (Name geändert) kam neu auf unsere Schule. Sie sah anders aus. Schon so erwachsen, ein wenig tussig, blondierte Haare und fettes Make-up. Und da war ich. Roter Irokesenschnittt, zerrissene Hosen, Springerstiefel.

Doch wir verstanden uns auf Anhieb. Ich achtete nicht auf das Aussehen bei der Wahl meiner Freunde. Es verwunderte mich allerdings, dass Alena mit mir sprach. Alena faszinierte mich. Äußerlich sah sie aus wie ein "Chic". Innerlich war sie immer noch der Pfadfinder von früher, der mit wuscheligen Haaren durch den Wald rannte und Feuerholz sammelte.

Es wurde Herbst. Wir wuchsen immer mehr zusammen, Alena verstand sich auch mit meinen anderen Freunden super. Wir liefen zusammen durch die Schule. Alle starrten uns an. Der Punk und die Tussi - doch das war uns egal. Wir redeten über alles, machten zusammen Hausaufgaben, suchten die Typen aus, auf die wir uns bei der nächsten Party stürzen wollten.

Im Frühjahr kam dann die Vorbereitung auf die Hauptschulprüfung. Wir haben so viel gelernt. Für mich hat es gereicht. Alena hatte zu viele Fehlstunden. So musste sie unsere Schule nach einem Jahr schon wieder verlassen. Dann kam der Sommer 2009. Der Sommer, in dem ich erwachsen wurde. Es ging an die Ostsee. Alena, meine Mutter und ich fuhren Campen. Seit Mai freuten wir uns, machten Pläne, wer wo schläft, was wir mitnehmen. Wir hatten das Gefühl frei zu sein. In einer anderen Welt. An meinem 16. Geburtstag saßen wir lange am Strand, lernten neue Leute kennen, sangen Lieder, lernten andere Seiten voneinander kennen. Sonne, Strand und Meer. Nachts baden, Feuer am Strand, mit Fackeln unter einem wundervollen Sternenhimmel sitzen und dem Wellenrauschen lauschen. Alles war egal. Doch auch die tollste Zeit ging zu Ende. Und wir fuhren wieder nach Hamburg, zurück in die Realität.

Wo nach den Sommerferien ein letztes Jahr Schule auf mich wartete, ohne Alena an meiner Seite. Es war nicht so, dass ich mich nicht freute. Meine Klasse ist super. Ich war voller Elan, dieses letzte Jahr zusammen mit ihnen zu meistern. Alena stand plötzlich im Hintergrund, ich vergaß sie manchmal in meinen Planungen; doch wusste ich, dass sie immer da war.

Herbst 2009. Ich konzentrierte mich auf meine Freunde und die Schule. Alena hatte sich lange nicht gemeldet. Ich dachte oft an sie. Durch eine Mail erfuhr ich, dass Alena nichts mehr mit mir zu tun haben wollte.

Warum? Es gab viele kleine Gründe. Aber zählte nicht ein Jahr voller Liebe, Freundschaft, Spaß und mehr als ein Missverständnis? Ich habe so viel von ihr gelernt, den Musikgeschmack, den ich jetzt habe, Zigarettendrehen, mich zu bewegen wie eine Frau.

Aber dann diese Mail: "Ich hasse dich. Lass dich nie wieder bei mir blicken, oder ich bring dich um." Diese Worte las ich. Nie hat mir jemand so einen Hass entgegengebracht. Die Menschen, die man so sehr liebt, können einen auch am meisten verletzen. Ich war am Ende. Meine Freunde, die auch viel mit Alena zu tun hatten, waren entsetzt. Wir konnten es einfach nicht fassen. Alena versuchte Kontakt zu ihnen aufzunehmen, doch sie reagierten nicht. Das zeigte mir, was wahre Freundschaft ist. Freunde, die sich Sorgen machen, wenn man sich nicht meldet, die selbst den Kontakt zu einer guten Freundin abbrechen, wegen mir.

Ich wollte in die Geschichte niemanden mit hineinziehen, doch ich hatte Angst vor Alena, denn ich wusste, dass sie zu so etwas fähig ist. Ohne meine wahren Freunde könnte ich mit der Situation nicht so souverän umgehen.

Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird. Ich wünsche mir, dass Alena aus dem, was passiert, lernt, was wahre Freundschaft ist. Ich musste es nicht lernen, ich wusste es.

Nina L.S.K., 10b

Albert-Schweitzer-Schule