Wochenende in Hamburg. Wenn man am Freitag- oder Sonnabendabend in Hamburg am Hauptbahnhof oder an der Sternschanze entlanggeht und mal aufmerksam guckt, sieht man überall betrunkene, torkelnde und sich übergebende Jugendliche. Das sind die Momente, in denen man sich selbst als Jugendlicher fragt: Soll das die neue Generation sein? Die Hoffnungsträger? Warum häufen sich die Zeitungsmeldungen von Jugendlichen, die sich ins Koma saufen?

Dazu habe ich eine Befragung mit 20 Jugendlichen durchgeführt: Sie waren alle 15 und 16 Jahre alt. Auf die Frage, welche drei Stichworte ihnen spontan zu unserer Generation einfielen, gaben alle Jugendlichen an: Party und Alkoholkonsum. Alle Befragten hatten selber schon Erfahrungen mit Alkohol, und 14 hatten es bis zum Erbrechen getrieben. Alle 20 Jugendlichen trinken regelmäßig.

Auf die Frage, wer Schuld daran haben, sagten die meisten: ihre Eltern. Zu wenig elterliche Kontrolle. Aber das kann doch nicht der einzige Grund sein. Macht man es sich nicht ein bisschen zu leicht, wenn man alles auf die Eltern schiebt? Fest steht, dass unsere Erziehungsberechtigten eine große Rolle spielen. Viele Eltern fragen nicht nach, wo ihre Kinder am Wochenende hingehen, oder lassen sich mit einfachen Erklärungen wie "zu Freunden" abspeisen. Für viele Eltern ist es ein großer Schock, wenn die Lehrer oder die Polizei oder das Krankenhaus anrufen. Die meisten Eltern bekommen einfach nicht mit, dass ihre Kinder Alkohol trinken oder andere Drogen konsumieren.

Ein weiterer Grund für massiven Alkoholgenuss ist sicherlich der Gruppenzwang. Es tun einfach alle um einen herum. Warum man selbst dann nicht auch? Wenn alle um einen herum, zum Beispiel auf einem Geburtstag, Alkohol trinken, sagen die wenigsten "Nein danke". Außerdem: Viele Dreizehnjährige verkehren mit älteren Jugendlichen und übernehmen deren Trinkgewohnheiten.

Noch ein weiterer Punkt ist bestimmt, dass Partys und Drogen zu den elementaren Dingen einer Jugend gehören. Die Leidenschaft für Musik, Kunst oder Theater werden hingegen in den Hintergrund gestellt. Die Liebe zu den kleinen Dingen im Leben geht verloren. Rebellen sind rar gesät. Auch Schule oder Sport werden immer mehr vernachlässigt. Alles wird von dem großen Rausch überdeckt.

Ich glaube, ein weiterer Grund, warum unsere Generation so aus der Reihe tanzt, ist, dass der Ehrgeiz verloren gegangen ist. Viele sehen nicht ein, für ihre Ziele oder Träume irgendwas zu tun, außer das Allernötigste. Die Qualität harter Arbeit wird immer weniger gewürdigt. Es ist oft "uncool", viel für die Schule zu tun oder voller Leidenschaft ein Musikinstrument zu spielen. Viele Jugendliche entwickeln sich zum Stubenhocker und gehen nur am Wochenende raus, um sich hemmungslos zu betrinken. Die Motivation, viel im Leben zu erreichen, aber gleichzeitig auch was dafür zu tun, ist so gut wie nicht vorhanden. Motivationslosigkeit, Ratlosigkeit und Mutlosigkeit treiben viele Jugendliche in die Arme des Alkohols.

Jenny Neelmeyer, 10b

Albert-Schweitzer-Schule