Ist das Leben eines blinden Jugendlichen anders als das eines Sehenden? Bei dem Anblick eines blinden Menschen drängt sich diese Frage auf. Svenya Ralf, ein 15 Jahre altes blindes Mädchen, räumt aber schnell mit diesen Vorurteilen auf. Ihr Schultag ist ähnlich strukturiert wie der meine. Die Schule beginnt um acht Uhr und endet am Nachmittag. Wenn man aber den Stundenplan unter die Lupe nimmt, fallen ein paar Unterschiede auf. Neben den bekannten Fächern erwerben blinde Jugendliche zusätzlich lebenspraktische Fähigkeiten. Sie lernen Dinge, über die wir gar nicht mehr nachdenken würden. Oder haben Sie in der Schule gelernt, wie man eine Kartoffel schält?

Die Freizeitaktivitäten sind auch nicht außergewöhnlich. Erstaunlich ist jedoch, dass Svenya ein großer Fan der HSV-Handballer ist und kein Spiel in der Color-Line-Arena versäumt. Sie genießt die tolle Atmosphäre und jubelt jedes Mal mit. Bei einem Konzert von Lotto King Karl hat Svenya so laut und ausgiebig mitgesungen, dass ein hilfsbereiter Mann angeboten hat, sie auf die Schulter zu nehmen, damit sie besser sehen kann. Unter allgemeinem Gelächter hat ihre Mutter den Verdutzten aufgeklärt, dass Svenya das nicht wirklich helfen würde.

Zu den anderen Hobbys zählen Kinobesuche, Fernsehen - am liebsten K11 -, Reiten und sehr viel Sport. Bei den Hamburger Special Olympics räumte sie mit Gold im Weitsprung und Silber im Laufen so richtig ab.

Nur der Lieblingsbeschäftigung der meisten gleichaltrigen Mädchen kann sie nicht viel abgewinnen: Shopping und Mode. "Das ist für Blinde nicht so wichtig", sagt sie lachend. Dass sie dennoch schick aussieht, ist das Verdienst ihrer Mutter.

Dennoch ist nicht immer einfach, in einer Welt der Sehenden zurechtzukommen. Mit einem Blindenstock zu gehen ist alles andere als einfach und muss mit einem ausgiebigen Mobilitätstraining erlernt werden. Ihren Computer kann Svenya nicht beim Discounter kaufen, sondern benötigt eine spezielle Anlage für mehrere Tausend Euro. Das Blindengeld und die staatlichen Zuschüsse reichen dafür nicht.

Mitleid brauchen Blinde nicht. Sie führen in der Regel ein genauso ausgefülltes und glückliches Leben wie viele andere.

Leonie Köhler, 9d

Helene-Lange-Gymnasium