Ich lebe jetzt seit elf Jahren ohne meinen Vater. Und komme auch mit meiner Mutter alleine ganz gut aus. Ich habe keine Probleme damit, dass ich nur ein Elternteil habe. Ich finde sogar, dass ich es manchmal besser habe als einige andere. Denn bei mir gibt es immer nur eine Meinung, auf die ich hören muss. Wenn meine Freunde jedoch fragen, ob es besser ist, nur einen Elternteil zu haben, antworte ich aber meistens, dass ich es nicht genau sagen kann. Denn als meine Mutter und mein Vater sich trennten, war ich erst drei Jahre alt. Ich fragte meine Mutter immer, wann der Urlaub meines Vater wieder zu Ende sei und wann er die Koffer wieder hochtragen würde, die er mitgenommen hatte, als er ausgezogen war. Damals wusste ich ja nicht, dass ich meinen Vater nie wiedersehen würde.

Dass er nie wieder Koffer in irgendeine Wohnung tragen würde. Denn kurz darauf verstarb er. Die Zeit danach war nicht so einfach für mich, da ich nicht verstand, was um mich herum geschah.

Jetzt, mit 14 Jahren, versteht man so einiges, wenn auch noch nicht alles. Viele Leute verlieren Menschen, die ihnen sehr wichtig waren. Menschen, die ihnen nahestanden. Alle Gefühle, die diese Menschen empfinden, kann ich sehr gut nachvollziehen. Manchmal sitze ich in meinem Zimmer, weine und denke an meinen Vater, aber ich weiß, dass ich ihn nie vergessen werde, da er immer in meinem Herzen wohnen wird.

Oft kommen meine Freunde zu mir, wenn sich ihre Eltern trennen, und fragen, ob sie schuld wären. Dann sage ich ihnen, dass sie bestimmt keine Schuld an dem Streit ihrer Eltern haben und dass, wenn sich ihre Eltern trennen, vielleicht alles besser wird. Denn kein Kind ist schuld, wenn sich die Eltern nicht mehr verstehen; um das zu begreifen brauchte ich sehr viel Zeit.

Katharina Hagen, 9e

Peter-Petersen-Gesamtschule