Heute ist wieder Schule. Ich rappele mich auf und mache mich fertig.

Man schläft und wacht auf und dann merkt man, dass der Tag, den man schon gestern durchmachen musste, sich wiederholen wird.

In der Schule angekommen, fühle ich mich wie gefangen in einem Käfig. Wenn es zur Pause klingelt, kommt in mir eine Angst. Jetzt heißt es: Augen zu und durch. Ich stehe an der Wand und fummele an meinem Handy rum, nur damit die anderen nicht denken, dass ich alleine rumstehe und keine Freunde habe. Doch ich merke, wie mich alle Leute anstarren. Wie ein Vogel, der in einem Käfig gefangen ist.

Alle schauen mich an und denken wahrscheinlich: "Das arme Ding!" Aber statt zu helfen, gucken alle weg. Klar, ist ja auch irgendwie nicht ihr Problem. In jeder Ecke sehe ich lachende, sich selbstbewusst gebende Mädchen. Ich habe mich oft verstellt, nur damit die Leute mich akzeptieren und in ihre sogenannte "Clique" aufnehmen. Wie mit einer Maske verstellte ich mich, lachte bei jeder Sache mit und ließ Späße auf meine Kosten zu. Doch ich habe gemerkt, dass es auch keine Lösung ist. Manchmal wünschte ich mir so sehr, mit jemanden zu sprechen, der mich endliche versteht.

Ich merke, dass ich irgendwie anders bin. Ich denke über alles nach und finde es manchmal lächerlich, worüber sich die anderen unterhalten. Selbst wenn ich versuche, einen Dialog zu führen, stoße ich auf eine Mauer. Ich glaube manchmal, das ich im Denken reifer bin als mancher Mitschüler.

Ich lebe mit meiner Mutter allein. Sie hat wenig Zeit und muss sehr hart für unser Geld schuften. Ich habe gelernt, selbstständig zu werden. Wäsche zu waschen und einkaufen zu gehen. Das ist mein Alltag. Ich finde gut, dass meine Mutter mir Freiraum lässt. Meine Bedürfnisse und Wünsche versuche ich hintanzustellen, da wir nicht reich sind. Manchmal ist das nicht einfach. Wenn ich andere Leute in meinem Alter sehe. Wie sie jeden Tag mit neuen Klamotten in die Schule kommen oder immer Geld zur Verfügung haben, zum Feiern und Spaßhaben.

Äußerlich versuche ich, meine Tränen der Einsamkeit zu verbergen. Doch innerlich schreie ich nach Aufmerksamkeit und nach Hilfe. Tag für Tag merke ich, wie meine Kraft mich verlässt. Ich merke, dass ich meine Einsamkeit nicht mehr verbergen kann. Ich bleibe zu Hause -die Angst ist zu groß, dass ich in der Schule weine und allen meine Schwäche zeige. Doch zu Hause fühle ich mich auch nur ein kleines Stückchen besser.

"Liegt es an mir, weshalb mich keiner mag? Was mache ich falsch?" Jeden Tag grübele ich über die Fragen nach. Doch ich möchte mich keinem öffnen. Meine Angst ist zu groß, auf Unverständnis zu stoßen. Stück für Stück merke ich, dass ich immer mehr versacke. Immer tiefer falle ich in das "Schwarze Loch", aus dem ich nicht mehr herauskomme.

Ich vertraue mich meinem ehemaligen Freund an. Er merkt, dass es mir immer schlechter geht, und ruft meinen Lehrer an. Ich sammele meinen Mut und gehe in die Schule. Das Gespräch mit meinem Klassenlehrer ist gut. Ich kann mich öffnen. Doch trotzdem ist das Problem nicht gelöst. Ein paar Tage späte traue ich mich zum ersten Mal, wieder das Schulgelände zu betreten. Ich bin sehr nervös. Als ich in die Klasse komme, merke ich, wie alle mich anschauen, als würden sie sich wundern, dass ich noch am Leben bin. "Was war los mit dir? Bist du schwanger? Ich dachte, du wärst mit deinem Freund durchgebrannt."

Ich bin erstaunt, dass so viele Gerüchte in dieser kurzen Zeit entstehen können. Nun, ich fühle mich sehr unwohl und kann mich nicht konzentrieren. Einige kommen zu mir und fragen, was los ist und ob wir uns mal treffen wollen. Doch ich verschließe mich und lehne ab, denn ich denke, dass sie das auch nur tun, weil sie Mitleid mit mir haben.

Nach endlosen Wochen versuche ich, mich von meiner Depression und meinen Minderwertigkeitskomplexen zu lösen. Unterstützt werde ich durch eine Therapie.

Nach und nach gewinne ich mehr an Selbstbewusstsein und merke, dass mich doch manche wirklich mögen. Ich kann Spaß zulassen und vergesse meine pessimistischen Gedanken. Ich kann endlich wieder lachen und bin meinem Freund sehr dankbar, dass er mich unterstützt hat. Aber ich bin auch sehr stolz auf mich.

Jetzt mache ich meinen Realschulabschluss und treffe mich mit Freunden. Ich versuche aus allem das Beste zu machen und Spaß zu haben. Ich möchte meine pessimistischen Gedanken nicht mehr haben! Ich möchte nicht "alles" hinterfragen. Ich möchte mein Leben genießen, solange ich kann.

Yiring Yeung, 10a

Gesamtschule Blankenese