Lassen sich Korrespondenzen zwischen dem Tanzprogramm und dem Festivalthema "Mut und Demut" finden? Die Frage stellte sich für Bernd Kauffmann, der mit Dr. Maria Schneider gemeinsam das Programm entwickelt.

"Ich finde es schwierig, Tanzstücke einem Thema unterzuordnen", sagt Kauffmann. Gleichwohl ließen sich Bezüge herstellen. Als Beispiel nennt er die Produktion "In The Black Garden" der Kibbutz Contemporary Dance Company. "Choreograf Rami Be'er spiegelt im Stück das Hin und Her des Krieges wider. Die Konflikte der Soldaten zwischen mutiger Kampfesentschlossenheit und der demütigen Erkenntnis des Irrtums spielen eine Rolle." Be'ers zweites Stück "60 Hz", entstanden zur 60-Jahr-Feier des Staates Israel, zeige "etwas vom Mut und auch vom Übermut, eine Nation aufzubauen, ohne dass ich das politisch bewerten möchte".

Den Mut, künstlerisch an Grenzen zu gehen und Formen aufzubrechen, sieht Kauffmann beim englischen Choreografen Wayne McGregor. "Es gibt im zeitgenössischen Tanz eigentlich nichts mehr, was es nicht schon gibt", sagt er. McGregor gehe in seinem Stück "Dyad 1909" - geschaffen für Sadler's Wells als eine Hommage für Les Ballet Russes "In the Spirit of Diaghilev" (23.5., 17 und 21 Uhr, KraftWerk) - ästhetisch wie inhaltlich seinen eigenen Weg. "Er hat aus dem Formenmut von Sergej Diaghilev seinen eigenen Ausdrucksmut entwickelt."