Peter Ries inszeniert “Top Dogs“ als erstes Schauspiel bei den Festwochen. Urs Widmer hat das Stück von 1996 aktualisiert.

Sie sind "Top Dogs". Die heißesten Hunde im Unternehmen. Sie haben es bis ganz oben geschafft. In die Top-Etage, wo das Geld lacht, die Anzüge immer gut sitzen, aber wo auch die Luft ziemlich dünn ist. Und so kann es passieren, dass diese topqualifizierten Workaholics eines Tages von ihrer Firma vor die Tür gesetzt werden. Nicht offen natürlich. Indirekt und feige über eine Outplacement-Firma.

Was zuletzt im Kino in dem Spielfilm "Up In The Air" als bitter-ironische Satire daherkam, hat den Schweizer Schriftsteller Urs Widmer vor 14 Jahren bereits zu einem Erfolgsstück inspiriert: "Top Dogs". Das Drama über entlassene Manager, die versuchen, in einem Seminar wieder Boden unter den Füßen zu bekommen, wurde 1996 am Züricher Theater am Neumarkt uraufgeführt und anschließend an unzähligen Theatern nachgespielt.

In Zeiten der Finanzkrise und in Verruf geratener Manager ist das Stück hochaktuell, meint der Hannoveraner Theaterregisseur Peter Ries. "Diese Praxis existiert nach wie vor", sagt Ries. "Das Stück zeigt den Menschen hinter dem spätkapitalistischen System." Extra für die Festwochen hat der Autor sein Drama "entschweizert" und aktualisiert. "Widmer zeichnet die Psychologie der Figuren ungeheuer genau", so Ries. Die Ex-Mitarbeiter treffen sich frisch geschasst in der "Yes We Can"-Outplacementfirma. Eine ehemalige Finanzanalystin, eine frühere Catering-Mitarbeiterin einer Fluggesellschaft oder ein Projektleiter einer Turbinenfirma wollen ihre Entlassung nicht wahrhaben und ringen um ihren verlorenen Status. "Business, das ist Krieg. Blut und Tränen." lautet die ernüchternde Erkenntnis. Peter Ries, der als freier Regisseur in Hannover lebt, erarbeitet "Top Dogs" unter anderem mit Manfred Zapatka. Für die Inszenierung nutzt er das 360°-Kino der Autostadt als Raumkonzept. "Die Zuschauer sind dicht dran an diesen Leuten, die der Normalität völlig entrückt sind."

Für den Regisseur und bekennenden Altachtundsechziger ist das Theater noch immer eine ästhetische und moralische Anstalt. "Ich gehöre nicht zu denen, die im Schlamm und nackt spielen müssen. Das Stück muss zunächst sprachlich entstehen", sagt Ries. "Ich spare nicht mit Effekten, aber sie müssen Sinn ergeben." Ries erlebte prägende Jahre von 1971 bis 1974 als Referent von Kurt Hübner in Bremen. 1990 initiierte er gemeinsam mit Bernd Kauffmann, der mit Dr. Maria Schneider gemeinsam die Movimentos-Festwochen leitet, das Festival Theaterformen alternierend in Hannover und Braunschweig. Ries: "Theater soll sich nicht bewegen, indem es rückwärts spielt, sondern Inhalte transportiert."

Top Dogs 30.4., 1.5., jeweils 20 Uhr, 360°-Kino in der Autostadt