Die Kreativdirektorin der Autostadt, Dr. Maria Schneider, über das Festivalprogramm in diesem Jahr.

Hamburger Abendblatt:

Sie veranstalten die Movimentos-Festwochen mittlerweile zum achten Mal. Wie haben sie sich entwickelt?

Dr. Maria Schneider:

Wir haben Movimentos 2003 als reines Tanzfestival ins Leben gerufen und es seit 2006 kontinuierlich erweitert. Heute gehören Lesungen, Gespräche und Konzerte dazu - und die Movimentos-Akademie für Kinder und Jugendliche, die mir besonders am Herzen liegt.

Abendblatt:

Wie stark ist das Festival im Kulturprogramm der Autostadt verankert?

Dr. Schneider:

Movimentos ist eine feste Größe in unserem Kulturprogramm - eigentlich das Highlight des Jahres. Mit dem Festival richten wir einmal im Jahr die Aufmerksamkeit des internationalen Kulturbetriebes auf Wolfsburg. Damit ist es zu einem Aushängeschild für uns und die ganze Stadt geworden. Wir verzeichneten im vergangenen Jahr 42 Prozent überregionale Gäste.

Abendblatt:

Welche Bedeutung haben die Spielstätten für das Festival?

Dr. Schneider:

Das Festival ist nicht nur durch sein Programm gewachsen, sondern auch durch die Anzahl der Spielstätten: Auch in diesem Jahr sind wir zu Gast in Kirchen, historischen Gebäuden und im Theater der Stadt.

Abendblatt:

Das Thema des diesjährigen Festivals lautet "Mut und Demut". Warum haben Sie dieses Thema gewählt?

Dr. Schneider:

Mit "Mut" und "Demut" beleuchten wir zwei nicht ganz einfache Begriffe. Mutig und demütig zugleich zu sein, erscheint als conditio humana des modernen Menschen: einerseits Selbstvertrauen in die eigenen Kräfte und das eigene Vermögen zu setzen, andererseits die eigenen Grenzen angesichts der Leistungen anderer anzuerkennen. Nur in diesem Wechselspiel ist ein verantwortliches Handeln in unserer Gesellschaft möglich.

Abendblatt:

Sie haben die Genres über die Jahre sukzessive erweitert. Erst um Lesungen sowie Konzerte, jetzt kommt mit einer Aufführung von Urs Widmers "Top Dogs" eine Schauspielproduktion hinzu. Warum ausgerechnet diese?

Dr. Schneider:

Es gibt wohl kein anderes Stück, das im Jahr nach der Wirtschaftskrise die Antipoden "Mut und Demut" besser auf den Punkt bringen würde. Wir haben zudem das große Glück, dass Urs Widmer sein Stück aktualisieren wird. Es ist 1996 uraufgeführt worden und war damals schon ein großer Erfolg.

Abendblatt:

Wie reagieren junge Menschen auf das Angebot der Movimentos-Akademie, und welche Schwerpunkte setzen Sie in diesem Jahr?

Dr. Schneider:

Die Akademie arbeitet zum dritten Mal mit Kindern und Jugendlichen, und die Anzahl der Bewerbungen übersteigt jedes Mal unser Platzangebot. Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr wieder auf dem gemeinsamen Erarbeiten eines komplexen Bühnengeschehens zu unserem Festivalthema - eine große Herausforderung für die junge Compagnie.