Wer heute von Kunsthandwerk spricht, denkt kaum an silberne Mokkatässchen, Teekannen aus Kupfer oder gar Zinnteller. Silberschmiede sind rar geworden und Haushaltsgeräte aus Metall werden längst maschinell hergestellt oder mussten pflegeleichteren Materialien wie etwa Kunststoff weichen.

Sprichwörtlich auf dem Silbertablett präsentiert nun das Wenzel-Hablik-Museum in Itzehoe ein fast vergessenes Genre des Kunsthandwerks. Mit der Ausstellung "Glanzstücke. Metallkunst der 1920er- bis 1950er-Jahre" zeigt das Museum 200 Objekte aus Silber, Messing, Kupfer, Zinn oder Stahlblech. Darunter mehrteilige Tee- und Mokkaservice, Schalen, Becher, Kannen, Dosen, Vasen, Platten und Kerzenleuchter von namhaften "Metallern" jener Zeit. Mit diesen erlesenen Stücken belegt die Schau den hohen Rang der Metallkunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Fast alle Exponate stammen aus dem reichen Fundus des Sammlers Giorgio Silzer und werden ergänzt durch Metallarbeiten Wenzel Habliks. Damit knüpft die Schau an die kürzlich gezeigte Ausstellung "Jugenstilträume" an, die bereits mit Arbeiten aus der bedeutenden Sammlung des Geigenvirtuosen bestückt war. Wenn bereits der Jugendstil geradezu revolutionäre Neuerungen der Formgebung durch Abstraktion und Stilisierung gefunden hatte, so entwickelt sich das Kunsthandwerk - ganz im Sinne des Bauhausgedankens - hin zu Funktionalität und serieller Produktion. Ornamente und florale Verspieltheit weichen. Anmut und Eleganz bleiben bestehen und gehen eine Verbindung mit praktischer Handhabung ein.

Giorgio Silzer hat eine beachtliche Anzahl der hervorragenden Stücke dieser Art zusammengetragen. Der Schwerpunkt seiner Kollektion liegt auf Arbeiten der Werkkunstschule Burg Giebichenstein in Halle von Künstlern wie Karl Müller.

Von den selbstständigen Zinn-, Kupfer- und Messingschmieden sind Eugen Wiedamann, Karl Raichle, Hayno Focken und Harald Buchrucker vertreten. Als kostbare Highlights können etwa die Bürstengarnitur von Emmy Roth oder das Likörset von Marianne Brandt gelten. Von Anfang an war es die Absicht des Sammlers aufzuzeigen, welche Wege die Gestalter von Metallgerät nach dem Ausklingen des Jugendstils beschritten haben. Und obwohl die Tendenz zu serieller Produktion und damit zu geschlossener Gesamtform deutlich ist, erstaunt doch die Differenziertheit der Produktpalette. Geradezu kühne Formgebung wechselt mit betonter Schlichtheit.

Giorgio Silzer, geboren 1920, reiste viel und begann erst im Alter von 80 Jahren, sich für die Metallkunst zu interessieren. Es ist ihm gelungen, die enorme Spannweite und Formenvielfalt der Metallgestaltung in den 1920er- bis 1950er-Jahren für die Welt sichtbar zu machen.

Glanzstücke. Metallkunst der 1920er- bis 1950er-Jahre 28.3. bis 30.5.2010 Di-Fr 14-17 Uhr, Sa 14-18 Uhr, So 11-18 Uhr, Wenzel-Hablik-Museum, Reichenstraße 21, 25524 Itzehoe