"WIR sind drei Maler, die sich zu einer gemeinsamen Aufgabe zusammengefunden haben. Wir erheben unsere Stimme aus einem Heer von Namenlosen, ... um nicht in einer Welt, deren Materialismus schon in Versteinerung übergeht, zu ersticken. Wir stellen die Echtheit des Gefühls gegen die klägliche 'Originalitätssucht' der sogenannten Avantgarde." Das schrieben die Maler Florian Köhler, Heino Naujoks und Helmut Rieger zur Gründung der Münchner Gruppe "WIR" 1960 in ihr Manifest.

Damit begann die künstlerische Laufbahn von Florian Köhler. Eine, die nahezu unbeeinflusst von wechselnden Tendenzen des Kunstmarkts bis heute auf der Echtheit des Gefühls beharrt und dabei ein höchst authentisches malerisches Oeuvre hervorgebracht hat. Die Ausstellung "Florian Köhler. Retrospektive" blickt nun aus Anlass seines 75. Geburtstags auf das Schaffen des seit 1970 in Hamburg lebenden Malers zurück. Erarbeitet in Kooperation mit der Galerie Gabriele von Loeper zeigt das Kunsthaus in der Barlach-Halle 60 Gemälde der Hamburger Jahre, während die Galerie gleichzeitig die frühen Arbeiten präsentiert.

Die Künstlergruppe "WIR" verband sich 1966 mit der Gruppe "Spur" zu "Geflecht". Und auch, wenn sich diese Formation bereits zwei Jahre später wieder auflöste und Florian Köhler bald darauf gen Norden zog, blieben doch die Gedanken in seiner Arbeit präsent. Das Prinzip der Gleichzeitigkeit und Verwebung - in seinen Bildern der von Mensch und Umwelt und der von Farbqualitäten und Farbmaterial - praktiziert er bis heute. Kein Element seiner leuchtend farbigen Gemälde hat Vorrang. Das Auge springt von Rot zu einem kräftigen Türkis, identifiziert eine Personengruppe, um gleich an einer fragilen Linienzeichnung oder einer pastosen Farbspur hängen zu bleiben. Alles ist in Bewegung. Und bildet so einen Augenblick ab, der sich aus vielfältigen Erinnerungen, Erfahrungen und Wahrnehmungen zusammensetzt.

Florian Köhlers Malerei fußt auf der freien Geste des Informel. Doch hat er schon früh die Figuration zurück ins Bild geholt, Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen eingeschlossen.

Dieser markanten Einzelposition steht in der anderen Halle des Kunsthauses eine Gruppenausstellung junger Künstler gegenüber. Die sorgsam erarbeitete Schau "Von dritten Räumen" befasst sich mit Videoinstallationen, Skulpturen, Objekten, Fotografien und Zeichnungen mit dem Verdrängten und Verworfenen, das dennoch zur Wahrnehmung oder sogar zum Entstehen von Räumen - seien es öffentliche oder private - beiträgt. Konzipiert haben die Präsentation sechs junge Hamburger Künstlerinnen. Neben ihren Arbeiten sind die weiterer 20 eingeladener Künstler aus Hamburg, Berlin, Köln, Brüssel, Basel und Zürich. Während die Videoarbeiten um das Unheimliche kreisen und die Aufteilung von Subjektivität und Objektivität infrage stellen, konstituieren andere Arbeiten durch Vervielfältigung oder Verschiebung neue, dritte Räume. Auf einer suggestiv-emotionalen Ebene ermöglicht die Schau, unbewusste Grenzziehungen wahrzunehmen. Ein Begleitprogramm ergänzt die Schau.

Florian Köhler 9.3. bis 25.4., Von dritten Räumen 16.3. bis 9.5., Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15, Di-So 11-18 Uhr