Prof. Karin von Welck über Probleme, Projekte und neue Perspektiven der Hamburger Museumsstiftungen.

Hamburgs Kultursenatorin erwartet nicht, dass die Besucher die Folgen der Sparpolitik spüren werden. Die Museen müssten sich aber stärker um Drittmittel bemühen.

Museumswelt:

Hamburgs Museen haben in den letzten Monaten weniger mit Ausstellungen als mit ihren finanziellen Problemen für Schlagzeilen gesorgt. Machen Sie sich Sorgen um die Museumsstiftungen?

Prof. Karin von Welck:

Nein, denn ich weiß, dass die Substanz der Stiftungen sehr gut ist und dass die Mitarbeiter hoch motiviert sind. Wenn ich mir ansehe, was 2010 für die Museumsstiftungen zu bringen verspricht, bin ich sehr zuversichtlich.

Museumswelt:

Woran denken Sie?

Von Welck:

Nach der wirklich gelungenen Neugestaltung der Eingangshalle des Altonaer Museums 2009 geht es am 21. März weiter mit der Eröffnung des prächtig restaurierten und völlig neu konzipierten alten Haupteingangs des Museums für Kunst und Gewerbe. Sehr gespannt bin ich außerdem auf das Projekt "Klimakapseln" im Museum für Kunst und Gewerbe oder die Ausstellung der vielversprechenden Sammlung von der noch sehr jungen Sammlerin Julia Stoscheck, die in den Deichtorhallen gezeigt wird.

Museumswelt:

Wie steht es mit der Kunsthalle, die in großen finanziellen Schwierigkeiten steckt?

Von Welck:

Ich bin optimistisch, dass die Kunsthalle ihre finanzielle Situation in den Griff bekommen wird. Für 2010 steht viel Positives an: Die spektakuläre Ausstellung "Pop Life", aber auch andere Projekte wie die Kirchner-Schau bis hin zur Philipp-Otto-Runge-Ausstellung, die das Jahr beendet, werden attraktiv sein und viele Besucher begeistern.

Museumswelt:

Sind erfolgreiche Ausstellungen der Schlüssel zur Überwindung der finanziellen Probleme?

Von Welck:

Sie sind für die Konsolidierung ganz wichtig, denn das Interesse der Besucher ist der Schlüssel für den Rückhalt der Museen in unserer Stadt. Zusätzlich muss aber gerade in der neuen Stiftung Historische Museen die Zusammenarbeit noch optimiert werden.

Museumswelt:

Bisher haben zumindest die Besucher noch nicht viel davon mitbekommen, dass Hamburgmuseum, Altonaer Museum, Helms-Museum und Museum der Arbeit vor zwei Jahren zu einer gemeinsamen Stiftung vereinigt wurden.

Von Welck:

Nicht nur die Vorstandsmitglieder, sondern auch eine ganze Phalanx von jungen Museumsmitarbeitern arbeiten engagiert an der Neuaufstellung der Stiftung. Meiner Beobachtung nach sind sie alle davon überzeugt, dass die historischen Museen unserer Stadt nur gewinnen können, wenn sie möglichst eng zusammenarbeiten.

Museumswelt:

Spüren Sie in der Hamburger Museumsszene Aufbruchstimmung oder eher Verunsicherung?

Von Welck:

Ich beobachte durchaus eine Aufbruchstimmung, was zum Teil auch personelle Ursachen hat. Wir haben zum Beispiel mit Sabine Schulze am Museum für Kunst und Gewerbe, Kirsten Baumann am Museum der Arbeit und Dirk Luckow an den Deichtorhallen neue Direktoren, die wirklich etwas bewegen wollen. Ich hoffe daher, dass die Museen 2010 nicht primär durch ihre finanziellen Probleme öffentlich wahrgenommen werden, sondern vielmehr durch die gute Arbeit, die dort geleistet wird. Die Chancen dafür stehen gut.

Museumswelt:

Obwohl die Museen bei den Kürzungen im Kulturetat glimpflich davongekommen sind, müssen auch sie ab 2011 ihren Sparbeitrag leisten. Werden die Besucher die Folgen zu spüren bekommen?

Von Welck:

Ich glaube nicht, allerdings müssen die Hamburger Museen noch stärker als bisher Drittmittel anwerben. Bislang wurde das vor allem durch persönliche Kontakte bestimmt. Hier müssen alle noch stärker über den Tellerrand hinausblicken und sehen, wie Mittel bis hin zur EU akquiriert werden können. Dazu sind aber alle bereit.

Museumswelt:

Berlin glänzt mit der Museumsinsel, das Städel in Frankfurt und Folkwang in Essen werden erweitert, Dresden feiert glanzvoll 450 Jahre Kunstsammlungen und lässt sich außerdem von Libeskind einen spektakulären Neubau errichten. Was kann Hamburg bei solcher Konkurrenz tun, um als Museumsstadt wahrgenommen zu werden?

Von Welck:

Einige unserer Institutionen können hier sehr gut mithalten. Hamburg hat aber darüber hinaus einen besonderen Vorteil durch das maritime Thema, das sowohl vom Internationalen Maritimen Museum als auch von der Stiftung Historische Museen gepflegt wird. In diesem Zusammenhang hat die Entwicklung des Hafenmuseums für mich großes Potenzial. Hier sehe ich enorme Möglichkeiten und Chancen, deshalb muss die Stadt hier auch etwas investieren.