Besucher können in der “Gelebten Geschichte 1804“ den Alltag auf dem Land vor 200 Jahren erleben.

Wenn in der kalten Jahreszeit der gefrorene Boden unter den Schuhsohlen knirscht und Schneeflocken vom Himmel fallen, holen Familien mit Kindern den Schlitten aus dem Keller - oder sie fahren in den Süden Hamburgs für eine Reise in die Vergangenheit. Idealer Ausflugsort ist das Freilichtmuseum am Kiekeberg, das mit seinen 30 historischen Gebäuden, Gärten und Ausstellungen sowie winterlichem Ambiente Groß und Klein verzaubert. Der Museumsgasthof "Stoof Mudders Kroog" lädt auch im Winter mit seiner warmen Stube zum Verweilen bei Kaffee, Kakao und Kuchen ein.

Neben dem ständigen Programm locken auch im Winter Aktionstage mit vielfältigen Angeboten. Am 6. Februar schimmert das Museumsgelände trotz der dunklen Jahreszeit ab 16 Uhr in ungewohntem Glanz, denn es geht um "Feuer und Licht". Besucher können die Atmosphäre einer Winternacht vor Einführung der Elektrizität hautnah miterleben.

In Pringens Hus aus Kakenstorf, einem Heidehof von 1797, zeigen die Darsteller der "Gelebten Geschichte 1804", wie der Alltag der Dorfbewohner vor 200 Jahren aussah. Die Akteure arbeiten ehrenamtlich und vermitteln lebensnah ein Bild ländlicher Alltagskultur. Sie üben verschiedene, auf ihre jeweilige Rolle abgestimmte Tätigkeiten aus und beantworten die Fragen der Museumsbesucher. Kleider und Ausstattung wurden nach historischem Vorbild angefertigt.

Die Familie gruppiert sich in der Küche um den Tisch nahe dem Feuer, um in dem feucht-kalten Gemäuer ein wenig Wärme zu spüren. Nur das schwache Licht der Feuerstelle, der Kienspanleuchten, Laternen und Krüselleuchten erhellt das Bauernhaus. Krüsel ist übrigens der plattdeutsche Begriff für Docht.

Im Haus riecht es muffig. Die meisten Dörfler haben nur einen Kleidersatz, der auch nicht gewechselt wird. Im Winter wird keine Wäsche gewaschen, da sie nicht trocknen würde. Die Kinder knobeln oder würfeln, die Frauen spinnen Wolle und erzählen Geschichten. Väter, Ehemänner und Söhne stricken, denn das ist Männersache.

Mit Öl oder Tran gefüllte Lampen, die mit Binsendochten versehen sind und offen aufgehängt werden, sind eine billige und auf dem Land übliche Art, Licht zu erzeugen. Eine nicht ganz ungefährliche, denn sollte eine Leuchte umfallen, kann schnell das ganze Haus in Brand geraten. Kerzen sind für die Landbevölkerung zu teuer. Zwar werden in der Lüneburger Heide Bienenwachskerzen hergestellt, aber die verkaufen die Bewohner an Klöster.

Ab ca. 1880 kamen Petroleumleuchten auf, die drei wesentliche Vorteile hatten. Sie waren durch einen Glaszylinder geschützt, leicht zu transportieren und heller als Ölleuchten. Im Fischerhaus erleben die Besucher den Übergang von der Petroleumlampe zur elektrischen Beleuchtung. Nach dem 1. Weltkrieg gab es auf dem Land pro Haushalt eine Glühlampe. Am 6. Februar, dem Aktionstag "Feuer und Licht", hat das Museum ab 10 Uhr geöffnet. Von 16 bis 20 Uhr wird der Kiekeberg in schummriges Licht getaucht.

Beim Kunsthandwerkermarkt am 6./7. März (10-18 Uhr) laden über 100 Künstler zum Stöbern, Kaufen und Staunen ein. Der Markt stellt das traditionelle Bau- und Brennmaterial in den Mittelpunkt. Es gibt Vorträge, ein Kinderprogramm sowie historisches Holzhandwerk, präsentiert von den Darstellern. Das Landleben wie vor 200 Jahren können Besucher erleben am 21.3., 22. bis 24.5., 19./20.6., 24.7. bis 4.8., 7./8.8., 18./19.9., 3.10. (Erntedank).

Freilichtmuseum am Kiekeberg Am Kiekeberg 1, 21224 Rosengarten-Ehestorf, T. 79 01 76-0, Nov. bis Feb. Di-So 10-16 Uhr, März bis Okt. Di-Fr. 9-17 Uhr, Sa-So 10-18 Uhr, Erw. 7 Euro, Besucher unter 18 J. frei; www.kiekeberg-museum.de