Kristjan Järvi und das NDR Sinfonieorchester bitten zu einer lateinamerikanischen Nacht.

Kristjan Järvi ist der Sohn des estnischen Dirigenten Neeme Järvi und der jüngere Bruder des Dirigenten Paavo Järvi, beide Weltstars ihres Fachs. Aber der 37-Jährige ist mehr als Sohn und kleiner Bruder: Er ist ein Musiker, der an Gestaltungswillen und Vielseitigkeit seinesgleichen sucht. Davon konnte sich das Hamburger Publikum schon 2002 beim inzwischen verblichenen Hamburger Musikfest, damals noch in der Musikhalle, überzeugen. Da nahmen Järvi und sein New Yorker Absolute Ensemble ihren Hörern schlicht den Atem, so kompromisslos im Ausdruck, so geistreich, stilistisch variabel und nebenbei traumwandlerisch perfekt servierten die Musiker den "Absolute Mix" mit Werken von Claude Debussy über Steve Reich bis zu Jimi Hendrix.

Führende Orchester wie die Staatskapelle Dresden, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunk oder das Orchestre National de France holen Järvi als Gastdirigenten - so weit, so normal. Er arbeitet aber auch mit Ex-ABBA-Mitglied Benny Andersson zusammen oder mit den Jazzgrößen Paquito d'Rivera und Goran Bregovic. Fast überflüssig zu erwähnen, dass er zahlreiche Werke der sogenannten Ernsten Musik aus der Taufe gehoben hat.

Um Genregrenzen hat sich Järvi noch nie geschert. Da passt es, dass er bei der längst überfälligen Rückkehr nach Hamburg mit dem NDR Sinfonieorchester nach Kampnagel zieht. Und eins steht mal fest: Die "Night of the Mayas" wird heiß.

Dafür sorgt schon die "Estancia" des gemäßigt modernen argentinischen Komponisten Alberto Ginastera mit mal folkloristisch klingelnden, insistierenden Rhythmen und mal filmmusikartig landschaftsmalender Melancholie und einer wahren Stampede über die argentinische Pampa als Abschluss. Der Norweger Per Arne Glorvigen übernimmt den Solopart in dem wunderbar süffig-melancholischen Konzert für Bandoneon und Orchester von Astor Piazzolla, dem Schöpfer des Tango Nuevo. Und beinahe unheimlichen Zauber übt "La noche de los Mayas" aus, das der Mexikaner Silvestre Revueltas 1939 für den gleichnamigen Film komponierte: Heidnische Götter aus dem Urwald becircen den Hörer. Da kann man leicht selbst in Trance geraten. Bei Järvi allemal.

Night of the Mayas 30.1. 20 Uhr, Kampnagel. Karten unter T. 0180/178 79 80