Der Neue am Bass: Ingmar Heller ist der Nachfolger von Lucas Lindholm bei der NDR Bigband

Die von der Bundesregierung angestrebte Verkürzung des Zivildienstes auf sechs Monate ist im Hinblick auf den Musikernachwuchs keine gute Idee. Wie soll man denn da zum Üben kommen wie vordem in 20 oder 15 Monaten? Dem neuen Bassisten der NDR Bigband Ingmar Heller jedenfalls kamen die damals noch 20 Monate Zivildienst gerade recht, um ausgiebigst Kontrabass zu üben. Schließlich hat der 1967 in Aachen geborene Musiker relativ spät zu dem unbequemen Instrument gefunden. Anders als viele Kollegen, die als Kind Geigen- oder Cellounterricht hatten, begann Ingmar Heller, Sohn einer leidenschaftlichen Sängerin und eines Hobby-Trompeters, mit Klavier und wechselte mit 14 zum E-Bass. "Aber Jazz hab ich von Anfang an gespielt", erinnert er sich. "Ich habe Jaco Pastorius rauf und runter analysiert."

Mit 18 dann nahm Ingmar Heller den Kontrabass in die Arme, und wer den stabil gebauten Mann mit den kompakten Händen vor sich sieht, der begreift, dass dieses Instrument zu seiner Physis besser passt als jedes andere. In Köln studierte er Jazz, und über Studiojobs, unzählige Sessions und Auftritte machte er sich mit der Zeit einen Namen als zuverlässiger und kompetenter Sachwalter des tief swingenden Frequenzbereichs. Auf rund 50 CD-Aufnahmen findet sich sein Name. Hellers größtes Vorbild? "Ray Brown", kommt es ohne Zögern. "Für mich der Übervater des Bassspiels. Auf den beziehen sich auch Leute wie Dave Holland, den ich ebenfalls sehr verehre." Auch Scott LaFaro und Christian McBride schätzt er sehr.

Die NDR Bigband ließ sich Zeit, bis sie einen Nachfolger für ihren langjährigen Bassisten Lucas Lindholm erkor. Vor zwei Jahren half Heller erstmals in Hamburg aus, im April 2008 waren die Probespiele. Nach einer Reihe von Produktionen und längeren Arbeitsphasen zwecks weiteren Austestens fiel die Wahl im Sommer 2009 schließlich auf Heller. Klar, dass da neben handwerklicher und künstlerischer Exzellenz die berühmte Chemie eine Rolle spielte.

Heller gibt viel auf für Hamburg - etwa seine Mitwirkung in Engelbert Wrobel's Swing Society, die seit 15 Jahren in unveränderter Besetzung Swing im Stile Benny Goodmans spielt - auf 80 bis 100 Konzerten pro Jahr. "Aber nach 23 Jahren als Freelance-Musiker in Köln dachte ich, jetzt wäre es Zeit für einen festen Job", sagt Heller. "Und diese Band hier ist einfach spitze." Von seiner Wohnung in Winterhude aus kann er auf die Alster blicken - kleiner Trost in Augenblicken des Heimwehs.