Sie haben die gleiche Ausbildung wie Priester, sind aber Laien. Zwei Pastoralreferenten berichten über ihren Traumjob.

In einem sind sich Peter Kornmayer (59) und Tina Maria Hoffmann (34) einig: Beide arbeiten in ihrem Traumberuf. "Das ist der beste Job der Welt", sagt Pastoralreferentin Tina Maria Hoffmann, die in der Katholischen Pfarrei Seliger Niels Stensen in Reinbek tätig ist. Als studierte Theologin habe sie eine genauso gute Ausbildung wie ein Priester, aber mehr Freiheiten als die Amtsträger: "Ich habe das Beste aus beiden Welten!" Und Peter Kornmayer, dienstältester Pastoralreferent im Erzbistum Hamburg, ergänzt: "Das ist ein Beruf mit Zukunft."

Pastoralreferent ist ein relativ junger Beruf, der sich in den über 30 Jahren sehr gewandelt hat, seit sich Peter Kornmayer Ende der 70er-Jahre dafür entschied. Denn erst mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1962-65 wurde - angesichts einer sich verändernden Gesellschaft - die Rolle des Laien in der Kirche diskutiert. Mit der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (1971-75) förderten die Bischöfe die Umsetzung; der Beruf des Pastoralreferenten entstand. Seine Kompetenzen sind in einem Rahmenstatut geregelt.

Eigentlich sind die hauptamtlichen Theologen in erster Linie mit sogenannten kategorialen Aufgaben betraut, das heißt mit spezifischer Seelsorge wie in Gefängnissen oder Krankenhäusern, in der Kur- und Urlauberseelsorge, mit Religionsunterricht oder der Jugendarbeit. Darüber hinaus sind sie in den Bistümern auch als Fachreferenten in der Verwaltung tätig. Und einige von ihnen arbeiten in den Pfarreien mit, wo immer häufiger ein Pfarrer mehrere Gemeinden gleichzeitig betreuen muss. Der reale Mangel an Priesternachwuchs birgt mancherorts auch Chancen, denn so werden in Bereichen die Kompetenzen der Pastoralreferenten erweitert.

Geändert hat sich auch viel in der Ausbildung. "Wir sind damals ohne Einarbeitungsphase ins kalte Wasser geworfen worden", erinnert sich Peter Kornmayer. Die neue Position brachte Konflikte mit sich, denn die Rollenverteilung zwischen Amtsträgern und Theologen war zu Beginn nicht eindeutig. So durften Pastoralreferenten bis in die 80er-Jahre noch predigen. "Das wurde dann verboten und gilt bis heute", ärgert er sich immer noch. "Wir stehen als Theologen in der zweiten Reihe."

Natürlich habe es gelegentlich auch Konkurrenzsituationen mit den Priestern gegeben. "Nicht alle Einsätze waren geglückt", formuliert der zurückhaltende Theologe vorsichtig. "Da gab es Generationenkonflikte, aber natürlich auch Männer- und Frauenkonflikte." Denn wie bei den Gemeindereferenten waren auch bei den Pastoralreferenten Frauen mit dabei, wenn zu Beginn auch nur vereinzelt. "Heute sind hauptamtliche Theologinnen in der katholischen Kirche eine Selbstverständlichkeit", sagt Tina Maria Hoffmann.

Die gebürtige Bregenzerin hatte nicht den Beruf der Pastoralreferentin im Sinn, als sie sich zum Theologiestudium entschloss. "Ich komme aus einem religiös geprägten Elternhaus", erzählt sie. Nach dem Abitur wusste sie nicht recht, was sie studieren sollte. Theologie interessierte sie am meisten. Wäre sie lieber im Priesteramt? "Ich spüre keine Berufung zum Priester", sagt sie. "Aber natürlich bin ich dafür, dass Frauen Priester werden können." Das Studium in Innsbruck habe ihren Glauben gestärkt, sagt sie ganz ohne Pathos: "Ich habe eine große Freiheit im Denken gewonnen." Ihr Soziales Jahr bei den Jesuiten brachte sie 1999 nach Hamburg in die Bahnhofsmission. "Zwei Jahre habe ich dort gearbeitet. Dadurch bin ich sehr bodenständig geworden."

Nach einem dreijährigen Vorbereitungs- und Berufseinführungsdienst wurde Tina Maria Hoffmann als Pastoralreferentin übernommen. Zurzeit ist sie in Reinbek mit einer halben Stelle in der Gemeinde eingesetzt, die andere halbe Stelle ist in der Hospizarbeit angesiedelt. "Ich bin gern da, wo es brennt und wo Not ist", sagt sie. Dafür nimmt sie auch in Kauf, ständig verfügbar zu sein. "Dafür habe ich einen abwechslungsreichen Beruf, der mir nie langweilig wird."

Das findet auch Peter Kornmayer. Der gebürtige Bielefelder wollte eigentlich Priester werden, als er 1968 sein Theologiestudium in Paderborn begann. Doch die Umbruchstimmung färbte auch auf ihn ab, in der Amtskirche sah er seine Rolle und Aufgabe nicht mehr - und dass er damals seine heutige Frau kennenlernte, habe auch eine Rolle gespielt, sagt der Ostwestfale lächelnd. Die Chance, als hauptamtlicher Theologe auch ohne Zölibat in der Kirche arbeiten zu können, kam ihm gelegen.

1978 begann er mit der Arbeit in der Jugendseelsorge in Kiel, arbeitete bis Mitte der 90er im Ökumenischen Gemeindezentrum Kiel-Mettenhof und koordinierte im Hamburger Bistum bis 2003 die Ausbildung der Pastoralreferenten.

"Ich habe die Berufseinstiegsphase mit konzipiert, weil ich aus den Versäumnissen der eigenen Startzeit gelernt habe", sagt der vierfache Familienvater und zweifache Großvater. Mittlerweile ist er in Altersteilzeit, Ende 2010 wird er aus dem aktiven Berufsleben ausscheiden.

In einem sind sich Tina Maria Hoffmann und Peter Kornmayer auch einig: Weil sie nicht die Bürde des Priesteramtes tragen, fassten gerade kirchenferne Menschen schneller Vertrauen. "Das ist eine Chance, die ein Priester so nicht hätte", sagt Peter Kornmayer. Und Tina Maria Hoffmann ergänzt: "Deshalb braucht uns die Kirche auch."