Hallende Gewölbe, eine Schatzsuche und etwas Mystik - in St. Petri gibt es spannende Kirchenführungen für Kinder.

Begeistert legen die Kinder die Hände an den Mund und tun das, was ihnen Hella Calvi eben vorgemacht hat. Sie stehen in der Turmhalle der Hauptkirche St. Petri und rufen, den Kopf Richtung Decke gestreckt, "Simon Petrus". Der Effekt der Aktion beeindruckt die Acht- bis Neunjährigen: Die Stimmen hallen im Gewölbe nach. Ein Merkmal, dass eine Kirche ganz klar von einem anderen Gebäude unterscheidet und es für die Kinder umso spannender macht.

Die Klasse 3 b der Brecht-Schulen hat sich an diesem Mittwochvormittag in der Hauptkirche St. Petri eingefunden, um sich mit dem theoretischen Unterrichtsthema Kirche einmal ganz praktisch auseinanderzusetzen. "Lernort Kirchraum" heißt die rund dreistündige Veranstaltung, die vom Pädagogisch-Theologischen Institut (PTI) Nordelbien angeboten wird.

Bevor es in das Kirchenschiff geht, erklären die beiden ehrenamtlichen Kirchenführerin Hella Calvi und Frauke Wegner-Dannenberg den Kindern, dass die Kirche ein Ort der Stille ist, in der man nicht tobt. Dann versammeln sie sich mit der Klasse im Kirchenschiff vor dem Altar. "Was seht ihr, wenn ihr euch umschaut?", fragt Frauke Wegner-Dannenberg. "Das ist sehr hoch hier", meint Laura. "Die Fenster haben Muster", sagt Arian und Laia findet: "Es ist schön ruhig".

"Kirche ist für Kinder ein spannender, fast schon mystischer Ort, an dem es viele Geschichten zu erfahren gibt", sagt Klassenlehrerin Martina Bleith. Kirchenführerin Frauke Wegner-Dannenberg und ihre Kollegin Hella Calvi wissen die kindliche Entdeckerfreude gut in ihre Führung einzubinden: Keine Vorträge, sondern lebendiges Erkunden steht im Vordergrund. "Die Kinder sollen den Raum mit Kopf, Hand und Herz erleben", sagt Frauke Wegner-Dannenberg.

Und so geht es mit einer Schatzsuche weiter. Die Kinder ziehen einen Gegenstand aus einem Korb und suchen jeweils in Zweiergruppen nach dem Pendant vor Ort. Laia und Laura haben ihre kleine Figur schnell in Groß entdeckt: eine Statue von Maria und ihrem Kind. Schwieriger wird es schon mit der weißen Taube. Da muss die Kirchenführerin helfen, sie zeigt der Gruppe ein reich verziertes Taufbecken aus weißem Marmor, auf dessen Boden eine Taube abgebildet ist. Und sie fragt die Kinder, wer schon einmal bei einer Taufe dabei war und welche Worte der Pfarrer spricht.

Auf anschauliche Weise erfahren die Kinder, was in den Kirchraum hineingehört und wozu ein "Möbel" wie der Altar oder die Kanzel dient. Anhand von Mal- oder Suchaufgaben erkunden sie Kirchenfenster und alte Gemälde und lernen biblische Szenen oder Details der Hamburger Stadtgeschichte kennen.

So hat Anton auf einem Gemälde einen Mann ausfindig gemacht, der aussieht, "wie der Nikolaus". Es ist eine Darstellung des ersten Hamburger Erzbischofs Ansgar.

"Wir zeigen, das Kirche Bestandteil unserer Kultur und unseres Glaubens ist, und wir stehen als Führerinnen auch dahinter", sagt Frauke Wegner-Dannenberg, die hauptberuflich Lehrerin ist und beim PTI eine Ausbildung als Kirchenpädagogin absolvierte. Die Kirchenerkundung richtet sich an Kirchengruppen, aber auch an Schulklassen aller Altersklassen von der Vor- bis zur Berufsschule und ist offen für alle, egal ob und welcher Glaubensrichtung sie angehören. "Wir stellen uns auf die verschiedenen Altersgruppen und Interessen ein", sagt die gelernte Kinderkrankenschwester Hella Calvi. Im Lernort Kirche kann es sowohl um christliche Werte gehen, als auch um die Bedeutung von Kirche im Alltag und für die Gemeinde. Sie ist ein Ort der Architektur und der künstlerischen Gestaltung sowie der Spiritualität.

Die Drittklässler haben gerade den Grundriss der Hauptkirche mit Spielfiguren nachgestellt, jetzt wissen sie, dass die Kirchfenster nach Osten ausgerichtet sind, dort wo die Sonne aufgeht. Zum Abschluss stellen sich die Kinder, denen die Erkundung sichtlich Spaß gemacht hat, um einen Kerzenkreis. Jedes Kind entzündet eine Kerze und steckt sie in den Sandkübel vor sich. "Das ist der Moment, wo wir den Kinder vorleben, zur Ruhe zu kommen", sagt Frauke Wegner-Dannenberg. Gemeinsam still werden und beten, auch das macht die Kirche zu einem besonderen Ort.

Kirchenerkundungen für Kinder und Jugendliche finden unter anderem in den Hamburger Hauptkirchen statt. Hier betragen die Kosten pro Person 2 Euro. Annmeldung bei Heidi Busse, PTI, 040/306 20-14 23. Im Shop der Hauptkirche St. Petri ist ab Mitte Dezember der neue Kinderkirchenführer St. Petri erhältlich.