Ein vielseitiger Beruf - wie Nico Albrecht, Projektkoordinator der Internationalen Gartenschau in Hamburg, bestätigt.

Rund 100 Hektar gilt es zu gestalten und gemäß dem Motto "In 80 Gärten um die Welt" in Form zu trimmen. Zwar wird die Internationale Gartenschau Hamburg erst 2013 ihre Pforten öffnen, doch schon längst wird auf dem Gelände in Wilhelmsburg eifrig gearbeitet. "Wegen seiner Größe ist das Gelände in mehrere Bereiche unterteilt. Ich bin in dem Gebiet um die Reiherstieg-Achse tätig, das auch in das Hafengebiet hinein führt und zum Teil stark industriell geprägt ist. Dadurch sind etwa wirtschaftlich relevante Straßen zu beachten, und die Fußgängerführung muss stimmen", erklärt Nico Albrecht, der als Projektkoordinator für den Bereich Landschaftsbau zuständig ist. Zu seinen Aufgaben gehört es, Verkehrsplanung, Landschaftsbau und konstruktive Ingenieursarbeiten wie Brückenbauwege, Steganlagen und Uferbefestigungen zusammenzuführen, "um für 2013 ein harmonisches Bild zu schaffen."

Der Diplom-Ingenieur hat Landschaftsarchitektur und Umweltpflege an der Hochschule Neubrandenburg studiert und bereits Erfahrungen bei der Landesgartenschau Winsen gesammelt. Seinen Beruf beschreibt er als facettenreich: "Je nach Tätigkeitsfeld spielt neben dem technischen Aspekt ökologisches wie ökonomisches Fachwissen eine Rolle und ein grünes Händchen ebenfalls. Ich muss etwa wissen, wie viel Wurzelraum welcher Baum braucht und welcher Standort für welche Pflanze geeignet ist."

Den Fortgang der Arbeiten verfolgt Albrecht bei den regelmäßigen Ortsterminen. Besonders gern gesehen sind Albrecht und seine Kollegen, wenn sich die theoretische Planung in der praktischen Ausführung beweisen muss. Oft kommt es dabei zu ungeahnten Schwierigkeiten. "Dann muss man schnell umdenken können", und der Ingenieur ist zum einen als fachlicher Problemlöser gefragt, zum anderen als Mittler. "In unserem Beruf arbeiten wir stark interdisziplinär: Hier arbeiten Stadtplaner, Architekten, Ingenieure und die verschiedenen Gewerke mehr oder weniger intensiv zusammen", erklärt der 30-Jährige.

Diplom-Ingenieur Hanns-Jürgen Redeker ist Präsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau und führt sein eigenes Unternehmen in Schenefeld. Dieses Praxiswissen bringt er an der Beuth Hochschule für Technik Berlin ein, wo der Ingenieurstudiengang wie an den meisten Hochschulen inzwischen zu einem Bachelor of Engineering oder Master of Engineering überführt wurde. Vor Studienantritt rät Redeker unbedingt zu ausreichend Praxiserfahrung, um ein Gefühl für Flächen, Mengen und Zahlen zu entwickeln. "Junge Menschen sind oftmals so an die Arbeit am Computer gewöhnt, wenn da bei der Abrechnung ein Komma verrutscht, fällt ihnen das gar nicht weiter auf." Mit hautnaher Erfahrung in der Vegetation passiere das nicht so leicht. "Vegetationsvorgänge sind nichts anderes als Physik und Chemie - ein gewisses Verständnis für Naturwissenschaften ist in unserem Beruf somit hilfreich. Aber später beim Kunden geht es auch darum, alltägliche Probleme wie: "Mein Rhododendronbusch sieht so traurig aus", zu meistern und mit einem Blick auf den Pflanzstandort, die Erde und den Stamm zu wissen, was im Boden vor sich geht."

Die Kernaufgaben von Ingenieuren im Garten- und Landschaftsbau liegen jedoch eher in der Bauleitung. "Das heißt Planung, Ausschreibung, Kalkulation und handfeste Bauabwicklung", sagt Redeker. So stehen fast täglich Termine auf den verschiedenen Baustellen auf dem Tagesprogramm, je nach Größe des Unternehmens sind das oft drei bis vier parallel. "Hier sind alle beteiligten Gewerke versammelt und sprechen die jeweiligen Aufgaben durch. Dabei zeigt sich, ob die Planung, wann welche Mitarbeiter und Maschinen auf welcher Baustelle sind, aufgeht." Außerdem ist bei den Baubesprechungen Mitarbeitermotivation zu leisten, denn: "Landschaftsgestaltung klingt wunderschön, und die Ergebnisse sind es auch. Doch der Weg dahin ist manchmal rau. Wenn Probleme auftauchen und Wind und Wetter zusätzlich an den Nerven zerren, dann gilt es, das richtige Wort zu finden."