Vor einer Entscheidung sollte man sich beraten lassen. Experten sagen, auf welche Versicherungen verzichtet werden kann.

Ihre Versicherungen lassen sich die Deutschen einiges kosten. Knapp 3000 Euro pro Jahr gibt im Durchschnitt jeder deutsche Privathaushalt dafür aus. Doch nicht immer ist das Geld auch wirklich gut angelegt. "Oft werden nicht die richtigen Prioritäten bei der Auswahl der Versicherungsprodukte gesetzt", sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten (BDV).

In einer Krise wie jetzt werden dann weitere Fehler gemacht. Wenn das Haushaltseinkommen wegen Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit sinkt, werden schnell Versicherungsverträge gekündigt. "Die Leute setzen zuerst bei ihrer Altersversorgung an", sagt Rudnik. Doch es gibt noch andere Möglichkeiten. "Vor allem bei den Sachversicherungen kann man sich häufig günstiger und besser versichern", sagt Rudnik. "Zu stark wird das Versicherungsbedürfnis von Gefühlen statt von rationalen Erwägungen bestimmt", weiß Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg aus ihrer Beratungstätigkeit. "Die Leute fürchten sich vor Rechtsstreitigkeiten und Unfällen. Folglich haben sie eine Rechtsschutzversicherung und eine Unfallversicherung." Das größte Risiko ist aber die Verursachung eines Schadens, für den man finanziell einstehen muss. Solche Schäden können existenzbedrohend sein."Deshalb sollte auf eine Haftpflichtversicherung nicht verzichtet werden", sagt Castelló.

Sparen kann man dennoch. Rund 64 Euro kostet beim Direktversicherer HUK24 eine Familienpolice mit einer Deckungssumme von 50 Millionen Euro. Castellós Faustregel: "Mehr als fünf Euro monatlich müssen für eine solche Versicherung nicht aufgewendet werden." Singles kommen noch günstiger weg. Die Notwendigkeit einer Hausratversicherung ist umstritten. "Darauf kann man verzichten", sagt Castelló. Rudnik sieht das differenzierter: "Ein Student braucht für seine Bleibe keine Hausratversicherung. Bei einer vierköpfigen Familie sieht das anders aus. Denn in vielen Haushalten stehen Werte von 70 000 bis 100 000 Euro." Preistreiber bei einer Hausratversicherung sind die Versicherungselemente Glasbruch, Fahrraddiebstahl und Wertsachen.

Je nach Lebenssituation können noch andere Sachversicherungen erforderlich sein. So brauchen Hundehalter eine Tierhalterhaftpflichtversicherung, denn der Besitzer haftet für alle Schäden, die das Tier anrichtet. Immobilienbesitzer benötigen eine Wohngebäudeversicherung und Autofahrer mindestens eine Kfz-Haftpflichtversicherung. "Sparen lässt sich an der Kaskoversicherung, wenn das Fahrzeug nicht mehr neu ist", sagt Rudnik.

Andere Sachversicherungen wie eine Geräte- oder eine Reisegepäckversicherung sind verzichtbar. Dazu zählt Castelló auch eine Rechtsschutzversicherung. Sparpotenzial im Jahr: rund 300 Euro. Der Versicherungsschutz sei bei diesen Policen ohnehin extrem lückenhaft. Viele Streitereien etwa um das Erbe oder den Hausbau sind nicht abgesichert.

Bei den Personenversicherungen steht die Absicherung der Hinterbliebenen mit einer Risikolebensversicherung an erster Stelle. "Es empfiehlt sich, beide Partner abzusichern und nicht nur den Hauptverdiener", rät Rudnik. Denn Alleinerziehende können ihrem Job nur dann weiter nachgehen, wenn sie die Betreuung der Kinder gesichert haben. "Wichtig ist bei diesen Policen eine Nachversicherungsgarantie", sagt Castelló. So kann die Versicherungssumme ohne weitere Gesundheitsprüfung angepasst werden, wenn die Familie größer wird oder zusätzlich ein Baudarlehen aufgenommen wurde.

Nichtraucher kommen bei dieser Versicherung deutlich günstiger weg als Raucher. "Wer mit dem Rauchen beginnt, muss umgehend seine Versicherung informieren, um den Versicherungsschutz nicht zu gefährden", sagt Daniel Friedheim vom Vergleichsportal Check24. Das gelte auch für Gelegenheitsraucher. Der Wechsel zu einem günstigen Anbieter ist hier nicht so einfach wie bei einer Sachversicherung. Gesundheitszustand und Alter bestimmen die Beitragshöhe. Ein Wechsel ist daher nicht immer sinnvoll. Auch die Berufsunfähigkeitsversicherung sollte beibehalten werden. "Sie ist die finanzielle Absicherung der eigenen Arbeitskraft und darf nicht auf dem Sparaltar geopfert werden", sagt Castelló. Allenfalls in jungen Jahren und bei guter Gesundheit ist ein Wechsel des Anbieters noch möglich.

Um nicht nur laufende Beiträge zu sparen, sondern auch noch etwas herauszuholen, gehen Sparer in Krisenzeiten an ihre private Altersvorsorge. "Das ist nicht gut, aber es wird dazu kommen, denn viele werden keine Alternative haben", erwartet Rudnik. Wenn möglich sollte man seine Lebensversicherung weiterführen, vor allem wenn man sich im letzten Drittel der Laufzeit befindet. Auch eine Beitragsfreistellung ist möglich. "Bei einer Kündigung muss man damit rechnen, nur 40 bis 45 Prozent der eingezahlten Beiträge zurückzubekommen", sagt Rudnik. Sein Rat: "Versicherungen nie spontan kündigen, sondern sich beraten lassen."