Im neu eröffneten “Archäologicum“ können Kinder sich selbst wie in der Steinzeit fühlen. Seit Mai 2009 betreuen Museumspädagogen bis zu drei Gruppen.

Wenn Besucher der Dauerausstellung des Archäologischen Museums Hamburg ferne Klopfgeräusche vernehmen oder ihnen der Duft von frisch gebackenem Brot in die Nase steigt, handelt es sich nicht um eine Sinnestäuschung. In diesem Moment sind nämlich Kinder und Jugendliche damit beschäftigt, im "Archäologicum" Faustkeile und Pfeilspitzen zu schlagen oder Brot nach Manier der Steinzeitmenschen zu backen.

Auf einer Fläche von fast 300 Quadratmetern ist im Erdgeschoss die neue Museumspädagogik entstanden. Das "Archäologicum" ist ein in sich abgeschlossener Bereich innerhalb des Museums. Er besteht aus museumspädagogischen Räumen, einem kindgerechten Sanitärbereich mit WC und Waschraum, einem Aufenthaltsraum mit Garderoben. Hier können auch kleinere Vorträge sowie Versammlungen oder Seminare stattfinden. Den Pädagogen stehen ein separater Aufenthalts- und Vorbereitungs- sowie ein Lagerraum zur Verfügung.

In drei nebeneinander liegenden Aktionsräumen findet die Arbeit mit Schulklassen und Gruppen statt. Highlight ist der mittlere Raum, der wie eine Höhle gestaltet ist. Hier tauchen große und kleine Museumsbesucher in die geheimnisvolle Welt steinzeitlicher Kunst ein. Die plastisch gestalteten Wände sind mit nachempfundenen Höhlenmalereien ausstaffiert. An zwei mobilen Flächen können die Besucher mit Werkzeugen und natürlichen Farben eigene Motive gestalten.

Der Höhlenraum wird multifunktional genutzt. So finden neben den Malereien auch Schülergespräche statt, Kurse über steinzeitliche Werkzeugherstellung und Bogenbau, außerdem Geburtstage und Ferienprogramme. Die beiden anderen Räume werden für diverse andere Themen der Eis- und Steinzeit genutzt und sind mit einer Schallisolierung ausgestattet.

"Das museumspädagogische Programm des Archäologischen Museums Hamburg hat sich in den letzten drei Jahrzehnten zu einem bedeutenden Teil außerschulischen Lernens entwickelt. Die steinzeitlichen Programme sind im gesamten norddeutschen Raum einzigartig. Sie sind mittlerweile zum Vorbild für so manches benachbartes Museum geworden", berichtet Dr. Rüdiger Articus, Leiter der Museumspädagogik.

Er und seine zwölf Mitarbeiter sehen sich an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, den jugendlichen und erwachsenen Besuchern die frühe Vergangenheit im wörtlichen Sinn "be-greifbar" zu machen. Die Pädagogen wollen über handwerkliche Tätigkeit und den Einsatz historischer Materialien und Werkzeuge geschichtliche Zusammenhänge erläutern und Kenntnisse fremder oder vermeintlich primitiver Kulturen vermitteln.

Im Mittelpunkt der Geschichtsvermittlung steht das authentische Objekt. Es kann aus einer Ausstellung herausgelöst und den Besuchern in die Hand gegeben werden. Eine wesentliche Aufgabe der Museumspädagogen lautet, gesellschaftliche, wirtschaftliche und religiöse Bedingungen und Zusammenhänge am Originalobjekt zu erklären. So wird deutlich, dass Beschäftigung mit der Vergangenheit auch immer bedeutet, Gegenwart und Zukunft im Blick zu haben.

Insgesamt 28 unterschiedliche Programme werden im Helms-Museum angeboten. Dazu zählen Kurse für Schulklassen, Rundgänge, Geburtstagsfeiern und Ferienprogramme. Das macht pro Jahr etwa 850 Aktionen für ca. 10 000 Teilnehmer. Themen sind u. a. Werkzeugherstellung in der Steinzeit, Höhlenmalerei, steinzeitliches Brotbacken, Schmuck aus alter Zeit, Bronzeguss, Feuermachen auf Steinzeitart, Pfeilbau- oder Römergeburtstag. Hinzu kommen Sonntagsführungen, das Sonntagskinderprogramm, Workshops und Erwachsenenführungen.

Für Schulklassen und gebuchte Gruppen öffnet das Museum schon ab 9 Uhr seine Pforten. Großer Beliebtheit in Schulen erfreut sich der "Archäologische Koffer" mit allerlei Steinzeitutensilien zum Anschauen und Ausprobieren. Die 14-tägige Ausleihe des Koffers ist kostenlos. In Vorbereitung sind ein Flyer für Kinder samt Plakat, ein Kurzführer durch die neue Dauerausstellung sowie Arbeitsbögen für Lehrkräfte zur Vor- und Nachbereitung im Unterricht.

Die Museumspädagogen des Helms-Museums sind ebenso bei zahlreichen kulturellen Aktionen und Begegnungen aktiv, wie dem Internationalen Museumstag, dem Harburger Binnenhafenfest, Tag des offenen Denkmals und vielen weiteren Veranstaltungen. Auch bei der diesjährigen Mineralienmesse (4. bis 6. Dezember, Messegelände, täglich von 10-18 Uhr) wird das Helms-Museum wieder mit einem Stand vertreten sein. Seit Jahren finden die Grabungskampagnen des Museums während der Sommerferien großen Zuspruch. Dank einer "mobilen archäologischen Sandkiste" kann das Museum auch bei Veranstaltungen außerhalb der eigenen vier Wände auftreten.

Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 12 Jahren können auf der Mineralienmesse einer steinzeitlichen Ausgrabungsstätte letzte Geheimnisse entlocken. Ein ausrangiertes Schulskelett, aber auch originale Fundstücke und das professionelle Werkzeug machen daraus ein authentisches Erlebnis. Die Funde werden von den jungen "Grabungshelfern" unter fachkundiger Leitung freigelegt, fotografiert, gezeichnet und vermessen, gegebenenfalls auch restauriert.

Leser der Museumswelt erhalten bei der Online-Buchung eines Tagestickets unter www.mineralien.hamburg.de einen ermäßigten Eintritt von 8 Euro (statt 10 Euro). Geben Sie dafür beim Online-Kauf folgenden Code an: Er lautet MI0908.

Archäologicum Harburger Rathausplatz 5, 21073 Hamburg, T. 428 71 - 24 97, Führungen, So 12 Uhr. www.helmsmuseum.de