Brötchentüten, Packpapier, Pappen. Dazu Bleistift, Buntstift, manchmal Tusche oder Deckweiß. Es sind einfachste Materialien, die Clivia Vorrath für ihre künstlerische Arbeit benutzte.

Die Zeichnungen selbst zeigen sparsame Bildaufteilungen. Schwarze Blöcke, zwischen denen menschliche Figuren taumeln oder stürzen. Krakelige Linien, Gitter oder spitz zulaufende Kegel, in denen kleine Figuren ganz oben gefangen sind, umgeben von einem stacheligen Linienkranz oder magnetisch anmutenden Stichsplittern. So betont unfertig, unperfekt diese Zeichnungen erscheinen - nichts scheint zufällig. Alles hat seinen genau richtigen Platz und entfaltet darin einen subtilen Bedeutungszusammenhang zwischen Mensch und Objekt, Fläche und Form.

Dem Hamburger Maler Gustav Kluge ist es zu verdanken, dass die 1989 im Alter von 41 Jahren gestorbene Künstlerin nun wiederentdeckt wird. Als ehemaliger Weggefährte und Freund der Künstlerin initiierte er eine Ausstellung, die zunächst im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr zu sehen war und nun im Kunsthaus Hamburg gezeigt wird. Unter dem Titel "Clivia Vorrath. Linea clivia" versammelt die Schau hundert Zeichnungen, Arbeiten auf Papier und Fotografien aus der Zeit von 1970 bis 1982 und gibt so einen zusammenfassenden Blick auf das Werk der Künstlerin.

Clivia Vorrath wurde 1947 in Essen geboren. Von 1967 bis 1972 studierte sie an der Hamburger Hochschule für bildende Künste bei den Professoren Kai Sudeck und Gotthard Graubner. In Hamburg gehört Clivia Vorrath zu den Gründern der ersten (und heute prominenten) Produzentengalerie in der Bundesrepublik. Sie war aktiv involviert in die Bildung eines kommunikativen Netzes der jungen Künstlerschaft in der Hansestadt, wozu die Diskussionsrunden in der "Galerie vor Ort" und in der von Hilka Nordhausen geführten "Buch Handlung Welt" gehörten. Auch die Gründung des Künstlerhauses Weidenallee hat sie unterstützt.

Clivia Vorrath: Linea clivia bis 15.11., Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15, Di-So 11-18 Uhr, Katalog 25 Euro