13 dreidimensionale Modelle werfen Schlaglichter auf die Harburger Stadtgeschichte und zeigen eine Stadt im Kleinen.

Das Helms-Museum hat seine Archive geöffnet und präsentiert in einer Sonderausstellung 13 maßstäbliche, plastische Architekturmodelle. Einige waren Bestandteil ehemaliger Dauerausstellungen, andere wurden zuletzt vor über 30 Jahren gezeigt, manche sind jedoch noch niemals der Öffentlichkeit präsentiert worden.

"Modelle gehören zu den traditionell wichtigsten didaktischen Hilfsmitteln in der Vermittlungsarbeit von stadthistorischen Museen. Sie haben einen hohen Aussage- und Informationswert. In Gesprächen mit Museumsbesuchern und alteingesessenen Harburgern wird deutlich, dass sie wegen ihrer Anschaulichkeit einen hohen Stellenwert einnehmen", erklärt Sibylle Küttner, die Leiterin der Harburger Stadtgeschichte.

Besucher können bei einem Gang durch die Ausstellung den Wandel Harburgs von der Kleinstadt zur Industriemetropole nachvollziehen. Sie erleben die Entwicklung der Schlossinsel, erkennen Veränderungen im Stadtbild und sehen Beispiele einer modernen Architektur- und Stadtplanung. Ein weiterer Themenschwerpunkt gilt dem Beruf des Modellbauers.

Am Beginn des Rundgangs steht ein Reliefmodell der südlichen Metropolregion Hamburg, das 1950 eigens für das Helms-Museum angefertigt worden ist. Es zeigt das Elbtal von Geesthacht bis Wedel mit Hamburg und dem Süderelberaum bis Buchholz i. d. Nordheide. Das von Willibald Hartel gefertigte Modell war bis in die 1970er-Jahre in der Dauerausstellung zu sehen, es macht die Einbindung Harburgs in sein Umland anschaulich.

Ein Modell des Schlosses demonstriert den Zustand aus der Zeit um 1785. Harburg war zeitweilig Sitz einer Nebenlinie der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, die die schon vorhandene mittelalterliche Burganlage zu einem Renaissance-Schloss ausbauen ließen. Dieses war der Kern der späteren Zitadellenanlage (Mitte 17. Jahrhundert), die für zwei Jahrhunderte das Stadtbild und die Geschichte Harburgs prägte.

Das älteste Modell der Ausstellung stammt von 1859 und wurde als Tastmodell für den blinden König Georg V. von Hannover gefertigt. Es zeigt den damals zehn Jahre alten Harburger Hafen. Zu sehen sind u. a. der Überwinterungs- und Verkehrshafen sowie der erste Harburger Bahnhof mit den Bahnhofskanälen, die einen direkten Warenumschlag vom Schiff auf die Schiene ermöglicht haben. Eine technische Innovation, die in Hamburg erst 20 Jahre später mit dem Hafen am Sandtorkai eingeführt wurde!

Die Impulse, die der Hafen für die Entwicklung Harburgs zur Industriestadt gesetzt hat, werden an einem anderen Modell deutlich. Es wurde im Auftrag der Handelskammer Hamburg für die deutsche Verkehrsausstellung von 1953 in München gefertigt und zeigt das Gebiet Harburg-Wilhelmsburg. Zu Beginn der 60er-Jahre nahm man es in die neu eingerichtete Industrieausstellung des Helms-Museums auf.

Der Erfolg einer Bürgerinitiative lässt sich am Modell des Mayrschen Hauses verfolgen. Errichtet im 17. Jahrhundert als eines der neuen Häuser des Stadterweiterungsgebietes Schippsee, sollte das denkmalgeschützte Gebäude 1965 dem Erweiterungsbau von Karstadt zum Opfer fallen. Den Protesten und dem Engagement der Harburger ist es zu verdanken, dass das Haus zwar abgerissen, dann aber an anderer Stelle rekonstruiert wurde.

Viele der älteren Besucher erinnern sich noch an das Modell des Bergwerks Robertshall. Es demonstriert die ober- und unterirdischen Anlagen sowie die geologische Beschaffenheit des Untergrundes. Das Bergwerk am Ehestorfer Heuweg war das nördlichste Untertagebergwerk Deutschlands und wurde von 1919 bis 1921 für die Phoenix-Werke betrieben. Als in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg fossile Brennstoffe knapp waren, förderte man hier Braunkohle.

Modelle von Lager- und Geschäftshäusern sowie einer der Phoenix-Fabrikanlagen ergänzen diese - nicht nur für Modellbauliebhaber - faszinierende Ausstellung, zu der auch ein museumspädagogisches Begleitprogramm geboten wird.

Stadtmuseum Harburg Museumsplatz 2, 21073 Hamburg, T. 428 71-38 82, Di-So 10-17 Uhr, Führungen So 12 Uhr, Eintritt 3 Euro, Kinder bis 18 Jahre frei; www.helmsmuseum.de