Alle Jahre wieder eine besondere Begegnung. Das Altonaer Museum zeigt das Phänomen “Barbie und der Weihnachtsmann“ historisch.

Sie kennen beide fanatische Anhänger und rigide Verweigerer. Alle Jahre wieder, zur Weihnachtszeit, schlägt ihre große Stunde. Gemeint sind natürlich der Weihnachtsmann und - Barbie. Die geschmähte, pädagogisch und feministisch in Grund und Boden kritisierte und doch geliebte kleine Schwester unzähliger Mädchen. Das alleine rechtfertigt noch nicht die gemeinsame Ausstellung "Barbie und der Weihnachtsmann", die das Altonaer Museum vom 14. November bis zum 31. Januar kommenden Jahres zeigt. Kulturhistoriker Prof. Torkild Hinrichsen und Ausstellungsmacher Burkhard Jodat haben gründlich nachgeforscht und sind auf überraschende parallele Entwicklungen zwischen Deutschland und den USA von Spielzeugpuppe und Gabenbringer gestoßen.

1952 schuf der Karikaturist Reinhard Beuthien für die "Bild"-Zeitung eine Comic-Figur, die "Lilli". Nach 1955 wurde sie von der Spielzeugfabrik Hausser in Neustadt bei Coburg auch als Puppe gefertigt. Sie erhielt Klamotten und Zubehör. Lilli, eine kesse Erscheinung mit Pferdeschwanz und Schmollmund, war mode- und selbstbewusst, verdiente eigenes Geld als Sekretärin und verführte die Männer, wie es ihr gefiel.

Auf einer Europareise entdeckte die Amerikanerin Ruth Handler, ehemalige Sekretärin bei Paramount Pictures, die in einer Garage Bilderrahmen und Möbel fertigte, Lilli in einem Schweizer Schaufenster. Handler entwickelte mit ihrem Mattel-Konzern den Prototyp der Barbie und benannte sie nach ihrer Tochter Barbara. Am 9. März 1959 hatte sie auf einer Spielzeugmesse ihren ersten großen Auftritt. Eine einzigartige Erfolgsgeschichte begann. Heute ist Barbie die bekannteste und meistverkaufte Puppe der Welt. Handler erwarb 1964 die Rechte an der Lilli, worauf diese nicht mehr hergestellt wurde. Heute besitzen 90 Prozent aller Mädchen zwischen drei und zehn Jahren mindestens eine Barbie-Puppe. Sie hat Outfits für 108 Berufe, besitzt 50 Haustiere und wurde nach 43 Jahren Ehe 2004 von Ken geschieden.

"Das ist ja eigentlich ein fürchterliches Biest", sagt Hinrichsen. "Einem Kind ist das Aussehen egal. Die Puppe kann auch eine Kartoffel sein. Entscheidend ist, welche - wechselnden - Rollen sie in der Fantasie bekommt." Barbie hatte jedoch überlange Beine, Wespentaille und blonde Haare gerne bis zum Po. Und ein Gesicht, das ihr Schöpfer Jack Ryan aus den Gesichtszügen von Doris Day und der von ihm später geehelichten Zsa Zsa Gabor modellierte. So stellte man sich in der Nachkriegszeit die ideale amerikanische Frau vor. Bald benötigte sie Kleider, Schlafzimmer, Häuser - und einen Kerl, genannt Ken. Sie wurde aggressiv vermarktet. "Eine innige Beziehung zwischen Kind und Puppe sollte zum Beispiel durch Umtauschaktionen vermieden werden", erzählt Hinrichsen.

Eine ähnliche transatlantische Parallele erlebte auch der Weihnachtsmann. Er trat im Laufe des 19. Jahrhunderts, ausgehend vom westlichen Kleinasien seinen Siegeszug an. Aus der deutschen Traditionsfigur und dem Niederländischen Sinter Klaas entwickelte der aus der Pfalz in die USA eingewanderte Zeichner Thomas Nast 1869 den neuen Weihnachtsmann mit dickem Wanst und Tonpfeife. Die heute verbreitete rot-weiße Gewandung des Weihnachtsmannes erfand allerdings erst 1931 der Coca-Cola-Konzern. Der schwedisch-amerikanische Künstler Haddon Sunbom zeichnete ihn für eine Werbeanzeige und gab ihm die bekannte Softdrinkflasche in den Mund. Die Geschenke trug der nicht in einem Sack, sondern fungierte als offener Kühlschrank.

Die Besucher der Ausstellung können sich anhand zweier umfangreicher Sammlungen ein eigenes Bild machen. Die bekannte Modepuppenexpertin Silke Knaack steuert die wichtigsten Puppen bei. Weitere Sammlerinnen leihen dem Museum ihre exklusiven Designer-Barbies, die Kleider von Dior oder Versace tragen. Die norddeutsche Sammlerin Doris Hoffmann spendete dem Museum 1000 Weihnachtsmänner "in allen Aggregatzuständen".

Weihnachtsausstellung 2009: Barbie und der Weihnachtsmann 14.11.2009 bis 31.1.2010, Di-Fr 10-17 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr, Altonaer Museum, Museumstr. 23; www.altonaermuseum.de