In der Forschungsstation des Maritimen Museums erleben Kinder Wissenschaft als Abenteuer.

Gebannt blicken die Kinder auf den Vulkan, der auf dem Tisch ausbricht. Die "Lava", die ein wenig an Fruchtbrause erinnert, strömt blubbernd aus dem Krater und verläuft sich am Fuß des Berges. Die Fünfjährigen einer Kita erleben gerade Wissenschaft als Abenteuer, erfahren, warum es Steine gibt, die schwimmen, und wie es kommt, dass manche Berge Feuer spucken.

Die Forschungsstation im Internationalen Maritimen Museum ist ein Lernort für Neugierige. Es gibt Programme für Kita-Gruppen und Schulklassen, aber auch normale Museumsbesucher können hier in die Rolle des Forschers schlüpfen. An jedem Freitag zum Beispiel, da beginnt jeweils um 11 Uhr ein wissenschaftlicher Kurztrip unter dem Motto "20 Minuten für die Wissenschaft". "Wir versuchen hier, eine naturwissenschaftliche Familie zu gründen", sagt der freie Kurator Holger von Neuhoff, der im Museum für den Bereich Meeresforschung verantwortlich zeichnet. Wie die gesamte Abteilung, die auf Deck sieben untergebracht ist, wird auch die Forschungsstation von den wichtigsten deutschen Meeresforschungsinstituten unterstützt. Von dort kommt das Knowhow, dort wurden auch viele der museumspädagogischen Aktionen und Experimente entwickelt und erprobt.

"Die Zusammenarbeit mit den Instituten ist für uns enorm wichtig. Hier geht es nicht darum, Kinder zu beschäftigen, sondern ihnen wichtige Fragen nahezubringen. Und dank so renommierter Institutionen wie dem Kieler Excellenzcluster 'Ozean der Zukunft', dem Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven, dem KlimaCampus Hamburg, dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde und dem Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (Marum) an der Universität Bremen geschieht das auf höchstem Niveau."

Und Sonja Berger, Museumspädagogin auf der Forschungsstation, fügt hinzu: "Wir wollen die Kinder dazu animieren, dem Meer experimentierend auf den Grund zu gehen." Dafür bieten sich zahllose Möglichkeiten. So können die Kinder zum Beispiel in der Ausstellung vor einem originalen Tauchroboter erfahren, wie ein solches Gerät funktioniert. Aber es geht auch um sinnliche Erfahrungen, zum Beispiel um die Frage, wie das Meer klingt. Nicht zuletzt soll das museumspädagogische Labor bei seinen jungen Besuchern auch Sensibilität für Fragen des Umweltschutzes wecken. Was bedeutet es, wenn es auf der Erde immer wärmer wird und der Wasserspiegel der Meere ansteigt? Was kann man dagegen tun und wie wirkt sich die Art, wie wir leben, auf das Klima und die Meere aus?

Auf den ersten Blick scheint der Begriff Forschungsstation für ein museumspädagogisches Angebot etwas hoch gegriffen, doch der Anspruch, den Holger von Neuhoff, Sonja Berger und ihre Mitarbeiter haben, ist tatsächlich hoch. "Wir machen hier keine pompösen Inszenierungen wie in den Science Centern, sprechen die Kinder dafür aber auf Augenhöhe an. Wir machen sie spielerisch, aber auch ernsthaft und ganz konkret mit der Arbeit der Meeresforschungsinstitute vertraut", erklärt von Neuhoff und erzählt vom Forschungsschiff "Meteor", das am 25. Oktober zu einer Expeditionsfahrt von den Kapverdischen Inseln in Richtung Süden aufgebrochen ist. An Bord sind 30 Meeresforscher aus drei Ländern, die unter Federführung des Kieler Leibnitz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) den tropischen Nordatlantik erforschen. Das Wissenschaftler-Team untersucht zum Beispiel die Geschwindigkeit und Richtung von Strömungen, den Sauerstoffgehalt und das Vorhandensein von Pflanzen und Tieren und die Bedeutung, die bestimmte Nährstoff- und Sauerstoffkonzentration für diese Lebewesen besitzen.

"Unsere Besucher können die Route des Forschungsschiffs auf dem Monitor verfolgen, sich eine Brille aufsetzten und in einem 3-D-Internetblock direkt Kontakt aufnehmen", sagt Holger von Neuhoff, der die Forscher begleitet. Was macht ein Forscher an Deck und in den Labors an Bord? Was hat der Kapitän auf einem Forschungsschiff zu sagen? Kann ein Forscher während der Reise mit seinen Kindern telefonieren? Diese und andere Fragen können Kinder direkt stellen, die Antworten werden in eine 2,50 mal 2 Meter große Schnittzeichnung des Forschungsschiffs eingetragen. "Die Kinder, die unsere Forschungsstation besuchen, können die Expedition hautnah verfolgen und so an einem wissenschaftlichen Projekt teilnehmen", sagt von Neuhoff, der stolz darauf ist, dass sich auf Deck sieben des Maritimen Museums jetzt die "Bodenstation" der "Meteor" befindet.

Deck 7 Internationales Maritimes Museum, Koreastraße 1, T. 30 09 23 00, Di/Mi, Fr-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, Infos: www.wissen-schafft-leben.de